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Farbe ins Grau bringen

The Fuck Hornisschen Orchestra war im April zu Gast beim Göttinger Poetry Slam Special. Anstatt wie sonst mit Tröte und Schultafel gnadenlos ins Finale oder eben weggeklatscht zu werden, genoss das Leipziger Duo über zweieinhalb Stunden die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums. Zur Belohnung gab es Kuriositäten von DJ Bobo bis Heavy Metal.

Von Elisa Meyer

Rund 150 Poetry Slam-Fans entscheiden sich am 28. April gegen das klassische Sonntagabendprogramm und machen sich auf den Weg ins Göttinger Theater im OP. Moderator Christopher gibt den Startschuss in den Abend: Slam Special mit Julius Fischer und Christian Meyer. Oder auch: The Fuck Hornisschen Orchestra.

Die beiden Leipziger bringen tatsächlich Farbe in das Göttinger Grau. Nachdem sie erst einmal ihre Enttäuschung über jene, die nicht da sind, zum Ausdruck gebracht haben, beginnen sie ihre Show mit Musik, Tanz, Gesang und hitzigen Dialogen, bei denen ihre Liebe zur Sprache deutlich spürbar ist. Die abwechslungsreiche und witzige Show zum neuen Album »Hoffnung 3000« lässt die zweieinhalb Stunden auf den harten Holzbänken wie im Fluge vergehen.

Du bist doch kein Mensch

Nach kurzem warm- up stimmen sie das Lied »Teenager« an, einen der beliebtesten Songs des Abends. »Teenager du bist doch kein Mensch«, gibt mit der Sprache der Gosse das Leben der 10-20 Jährigen wieder. Jene, die das Poesiealbum durch Facebook ersetzt haben. Damit man diese 10 Jahre, die humorvoll und wie alles an dem Abend überspitzt dargestellt werden, nicht vergisst, gibt es dieses Lied auch bei YouTube zum Anschauen.

Die beiden Leipziger haben Spaß an ihrer Arbeit. Ihre Wortgefechte fordern das Publikum heraus und laden zum Mitmachen ein. So können The Fuck Hornisschen Orchestra bei Songs im DJ Bobo-Stil auf großartige Zuschauerbeteiligung setzen. Sie nutzten über den Abend hinweg verschiedenste Instrumente, von der Gitarre hin zum Keytar und anderen diversen Kindermusikinstrumenten. Ihre Kuriositätensammlung besteht zudem aus einem Einhorn und Mini-Sexspielzeugen. Neben Heavy Metal-Einlagen überzeugen The Fuck Hornisschen Orchestra auch mit Techno- Einlagen, welche kombiniert mit Leuchtring und Leuchtbrille für ein Disco-feeling sorgen.

Einhorn ohne Horn

Die beiden verleihen ihrer Kreativität zusätzlich Ausdruck, indem sie auch eine Power Ballade, eine Mischung aus Xavier Naidoo und Scooter, mit in ihr Programm aufgenommen haben. Julius Fischer und Christian Meyer geben sich sprachverspielt und lassen durch die Verwendung von Neologismen die studierten Germanisten durchblicken. Ein Einhorn ohne Horn nennen sie »ein Ein« und eine abgetrennte weit fliegende Hand wird zu einer »Handschnuppe«. Nicht nur philologisch versiert profitiert das Duo auch von anderem akademischen Bildungsgut, das sich die beidem während ihres Studiums angeeignet haben, etwa Kenntnisse aus den Bereichen Soziologie und anderer Geisteswissenschaften. Musik wollten sie trotz ihrer musikalischen Kindheit nicht studieren. Den Grundstein zum hauptberuflichen Künstler legten Julius und Christian bereits während ihres Studiums. Nachdem sie sich in einem Seminar kennen gelernt hatten, begannen sie erste gemeinsame Aktionen bei den Leipziger Studentenstreiks, damals noch Auftritte mit Cover-Musik, die dann dem Slammen wichen. Gemeinsam entwickelten sie eine Show, die sie vier Jahre lang in einem Leipziger Kellerclub zum Besten gaben. Während dieser ersten Shows experimentierten sie frei herum, teilweise mit Gästen, Liedern, Playbacknummern und kleinen Theaterstücken. Innerhalb dieser vier Jahre sammelten sich genug Songs an, um als Band durch Deutschland zu touren.

Album-Info


The Fuck Hornisschen Orchestra
Hoffnung 3000
Voland & Quist: Dresden 2013
47 Minuten, 15,90 €

 
 
Ihr Name »The Fuck Hornisschen Orchestra« setzt sich aus den Bandnamenideen der beiden zusammen. »The Fuck« wollte Julius heißen, »Hornisschen« stammt von Christian. Ihr humoriges und parodierendes Kunstverständnis zieht das Duo konsequent durch, das stechfreudige Insekt wird zum Hornisschen verniedlicht, das Fabelwesen Einhorn wiederum spricht als »Nein« mit tiefer bedrohlicher Stimme.

Entertainment der ersten Klasse gegen einen Abend auf der Couch, für die ThOP Besucher lohnte sich das Aufraffen. Sie wurden von The Fuck Hornisschen Orchestra mit witzig-klugen Sprachdekonstuktionen ihres neuen Albums belohnt. Die ausgelassene Stimmung der Göttinger Zuschauer spricht für den Erfolg der beiden.



Metaebene
 Autor*in:
 Veröffentlicht am 16. Mai 2013
 Bild mit freundlicher Genehmigung des Verlags Voland&Quist
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