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Genrepoetik
genre trouble!

Genrepoetik: das ist die Beobachtung und Beschreibung von Gattungen als soziale Praxis. Als Praxis des Klassifizierens, des Ordnens, des Sortierens, des Hierarchisierens, des Aus- und Abgrenzens, des Verwerfens und des Glorifizierens. Die Göttinger Vorlesung doing genre. Einführung in die Gattungstheorie und -geschichte wird sich ab morgen auf die genrepoetische Spurensuche begeben: Welche generischen Praktiken strukturieren unseren Umgang mit Literatur? Welche Strategien, Interessen, Diskurse stehen hinter diesen Praktiken? Und woher kommen sie? Zum Auftakt bringt Litlog als sneak preview eine Linkstrecke aus der ersten Vorlesungssitzung.

Von Peer Trilcke

Dass wir in einer Kultur leben, in der sich eine Gattung, ein Genre alle anderen unterworfen hat, ist ein alter Hut.

Genrepoetik

Die Vorlesung doing genre. Einführung in Gattungstheorie und -geschichte von Dr. Peer Trilcke findet im WiSe 14/15 mittwochs von 14-16 Uhr im ZHG 001 statt. Begleitende Materialien (Text, Bild, Ton) werden auf dem die Vorlesung flankierenden Blog genrepoetik.de, der Facebookseite und, in Auszügen, auch auf Litlog veröffentlicht.

 
 
Was man die Imperialität des Romans nennen könnte, zeigt sich dabei an allen Fronten: in den Bestsellerlisten, in den Verlagsprogrammen, selbst in gut sortierten Buchhandlungen – und sogar in der Literaturwissenschaft, in der nicht selten von ›Literatur‹ gesprochen wird, obwohl tatsächlich nur die fiktionale Erzählprosa, ja recht eigentlich nur der Roman gemeint ist. Doch nirgendwo zeigt sich die Imperialität des Romans prägnanter als auf dem wohl größten Marktplatz für Bücher, auf dem Portal amazon.

Denn: Stromert man ein wenig herum auf der Startseite von amazon.de, dann kann es passieren, dass man über ›Alle Kategorien‹ auf -> ›Bücher‹ -> zu ›Alle Bücher‹ kommt …

…und von dort auf eine ›Bücher‹ übertitelte Seite geleitet werden. Hier gibt es den Button »Stöbern«.


Darauf klicken wir und stoßen nach ein wenig Scrollen auf ein Übersichtsfeld, das uns, wiederum, das »Stöbern« anbietet, dieses Mal in »Kategorien«.

Vor allen anderen »Kategorien« (Genres?) rangiert dort die »Belletristik«; für den stöbernden Blick noch einmal spezifiziert in diverse Unterkategorien: von Gegenwartsliteratur bis Liebesroman. Sonderlich bemerkenswert ist das noch nicht. Aber der genre trouble ist nur einen Klick weit entfernt, er lauert hinter dem Button »Belletristik«.

Wir landen auf einer Seite, die als – jedenfalls offensichtlichste – Überschrift das Label ›Romane‹ trägt. Es ist eine recht lange, volle, vielfältig geordnete und teils generisch, teils ökonomisch listenartig, teils algorithmisch strukturierte Seite.

Irgendwo auf dieser Seite finden wir eine Art Box, überschrieben mit »Romane nach Kategorien«; so etwas wie amazons Idee von kategorischer (generischer?) Ordnung, kategorischer (generischer?) Subordination?

Man kann sich das zweimal fragen: Ist dies tatsächlich amazons Praxis der generischen Subordination, der Unterordnung von Genres unter andere?


Und ist das womöglich: genre trouble … at its worsts?



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 Autor*in:
 Veröffentlicht am 21. Oktober 2014
 Kategorie: Wissenschaft
 Peer Trilcke
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 3 Kommentare
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3 Kommentare
Kommentare
 Judith
 21. Oktober 2014, 16:00 Uhr

1. Satz, ein n zuviel: Dass wir in einer Kultur leben, in der sich eine Gattung, ein Genre alle[n] anderen unterworfen hat, ist ein alter Hut.

 admin
 21. Oktober 2014, 17:15 Uhr

danke, wird/wurde korrigiert

[…] sneak preview zur ersten Vorlesungssitzung gibt es jetzt auf Litlog: […]

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