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Lachen ist Freiheit nach Innen

Das Junge Theater (JT) in Göttingen lacht sich mit der Inszenierung von Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen, einem Stück nach dem gleichnamigen Roman von James Krüss, in die Herzen der Zuschauer. Dass dies gelingt, ist vor allem einem ebenso spielfreudigen wie wandlungsfähigen Ensemble zu verdanken. Nur der Versuch der politischen Aktualisierung lässt ein Fragezeichen zurück.

Von Kristin Lehmann

»Teach me laughter save my soul«, insistiert das Ensemble. Denn eine Rettung kann der kleine Timm Thaler klar gebrauchen. Nachdem sein Vater stirbt, zieht es den mittellosen und einsamen Jungen (gespielt von Philip Leenders) immer wieder zur Pferderennbahn, die er früher jeden Sonntag mit seinem Vater aufsuchte. Eines Tages trifft er dort auf den Baron Lefuet (Dirk Böther), der ihm einen merkwürdigen Deal vorschlägt. Dafür, dass Timm dem Baron Lefuet sein Lachen verkauft, garantiert er im Gegenzug, dass er zukünftig jede Wette, und sei sie noch so sonderbar, gewinnt. Da Timms Familie sehr arm ist, lässt er sich auf das krumme Geschäft ein. Er muss jedoch schon bald erfahren, dass ein Leben in Armut zwar schlimm ist, aber ein Leben ohne zu lachen noch viel schlimmer.

Das Stück

Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen
von Dirk H. Fröse nach einem Roman von James Krüss
Regie: Ina Annett Keppel
Dramaturgie: Udo Eidinger
Premiere: 21.10.2012

 

Junges Theater

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Das Junge Theater Göttingen entstand 1957 als innovatives und alternatives Zimmertheater. Der Schauspieler Bruno Ganz läutete hier seine Karriere ein, auch Benjamin von Stuckrad-Barre und Christian Kracht verwirklichten sich im Jungen Theater. Heute bietet das Haus rund 200 Zuschauern Platz. Unter Intendanz von Andreas Döring setzt das JT auf zeitgemäße Themen auch in klassischen Stoffen.

 
 
Unter der Regie von Ina Annett Keppel, die in dieser Spielzeit bereits Oleanna – Ein Machtspiel im JT inszenierte, erleben die Zuschauer hier eine amüsante und tiefsinnige Reise durch das junge Leben des Timm Thaler. Dabei wird mit den einzelnen Figuren ebenso kreativ umgegangen wie mit der zunächst leeren Bühne. Durch Vorhänge werden einzelne Wege erzeugt, die Timm den Pfad von der Pferderennbahn über die See und durch die ganze Welt weisen. Mit faszinierenden Lichteffekten werden Räume geschaffen und voneinander abgegrenzt. Schatten werden bewusst erzeugt und spielerisch als Schattenfiguren eingesetzt. Beeindruckend ist auch die mehrfache Figurenbesetzung. Allein Gintas Jocius schlüpfte in neun verschiedene Rollen und konnte mithilfe seiner sichtlichen Spielfreude für viele Lacher im Zuschauerraum sorgen. Ebenso charismatisch wie vielfältig war Constanze Passin, die u.a. den Steuermann Jonny, Timms treuen Freund, spielt. Insgesamt zeigte sich ein geschlossenes Ensemble, dem ein Großteil der Komik zu verdanken ist.

Geld oder Lachen?

Etwas zusammenhangslos blieben hingegen die Szenen, in denen versucht wurde, das Kinderbuch in einen neuen, politisch aktuellen Kontext zu setzen. In der Bühnenfassung von Dirk H. Föse werden Themen wie Waffenhandel, SOS-Kinderdörfer und der Krieg im Irak aufgegriffen, vermischt und als nicht so recht entwirrbares Knäul präsentiert. Was genau der Wust an Informationen letztendlich erzählen sollte, blieb undurchsichtig. Auch den jüngeren Zuschauern stand stellenweise ein Fragezeichen im Gesicht. Aber vielleicht ging es gerade darum. »Hunger, Katastrophen und Kriege wird es immer geben«, heißt es von der Bühne – genau wie die fehlende Transparenz innerhalb einer kapitalistischen Marktwirtschaft.

Die Moral von der Geschicht: Geld gibt dir Macht in der Welt, dein Lachen gibt dir Macht über dich selbst! Wollen wir hoffen, dass die lachenden Kinder im Publikum die richtigen Schlussfolgerungen für sich ziehen konnten. Letzten Endes hatten alle, von klein bis groß, eine Menge Spaß und dankten es dem Ensemble mit Trommelwirbel und viel Applaus.



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 Veröffentlicht am 15. Februar 2013
 Bild mit freundlicher Genehmigung vom Jungen Theater Göttingen.
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