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Literaturvermittlung extrem

Karen Duve, Delphine de Vigan, Benjamin von Stuckrad-Barre, Mithu Sanyal u.a. werden im Literarischen Zentrum zu Gast sein. Damit wird das Literarische Zentrum seiner Selbstbezeichnung als »begehbares Feuilleton« gerecht. Mit »Weltenschreiber« zeigt das Zentrum seine Vielseitigkeit.

Von Birthe Schmitt

Der diesjährige Pressetermin des Literarischen Zentrums zur Vorstellung des Quartalsprogrammes findet erstmals im hippen ProOffice Coworking Space statt. Denn nicht nur die anstehenden literarischen Leckerbissen werden publik gemacht, sondern auch der Start des Großprojekts »Weltenschreiber«. Dabei handelt es sich um ein bundesweites Literaturvermittlungsprogramm für Kinder und Jugendliche initiiert von der Robert-Bosch-Stiftung, das die Leiterinnen des Literarischen Zentrums Anja Johannsen und Gesa Husemann in Göttingen umsetzen dürfen.

Noch bevor die neue Saison im Zentrum eröffnet wird, startete »Weltenschreiber« bereits mit seinen Schreibwerkstätten für SchülerInnen der achten Klasse. Dabei werden die SchülerInnen von eineR AutorIn angeleitet. Ebenso stehen den LehrerInnen achtzehn Fortbildungstermine mit Markus Orths und Uljana Wolf zur Verfügung. Auch wenn hier die Gefahr bestünde, dass die LehrerInnen ihreN innereN AutorIn entdeckten und kurzerhand das Lehramt aufgäben, so Ottilie Bälz, Leiterin des Themenbereichs »Gesellschaft« der Robert Bosch Stiftung, sei es das Ziel den Lehrenden die Kompetenz des kreativen, literarischen Schreibens zu vermitteln: »Denn nur was man selbst beherrscht, lässt sich problemlos vermitteln.« Darüber hinaus gibt es das MentorInnen-Programm – junge NachwuchsautorInnen erhalten ein Schreibstipendium und werden ab 2019 mit besonders interessierten Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten.

Neben dem Literarischen Zentrum Göttingen wird »Weltenschreiber« auch mit den Literaturhäusern Stuttgart und Rostock umgesetzt. In Zusammenarbeit mit dem Goetheinstitut soll das Programm in weiteren Ländern angeboten werden. Besonders für Göttingen ist die Zusammenarbeit mit der VGH-Stiftung, der Klosterkammer Hannover und der Stiftung Niedersachsen, die den »Weltenschreiber« unterstützen. Anna Mohr von der Klosterkammer Hannover merkt an, dass sie den »Weltenschreiber« als Literaturvermittlung besonders gelungen findet, da der Fokus von der Rezeption auf die Produktion verschoben werde.

Das Hauptprogramm der Herbstsaison eröffnet »Grimmskrams« heiter mit Peter Grafs eigensinniger Auswahl von kuriosen Wörtern aus dem Grimm’schen Wörterbuch am 7. September.

Eine neue Kooperation traut sich das Literarische Zentrum auch am 11. September mit dem SPIEGEL. Der Chefredakteur Klaus Brinkbäumer stellt sein Buch Nachruf auf Amerika vor. Sicherlich ist eine spannende Diskussion mit Cristian Lammert, Professor für Innenpolitik Nordamerikas an der FU Berlin, zu erwarten.

Zwei Tage später am 13. September wird den ZuschauerInnen eine weitere aufregende Podiumsdiskussion geboten. »Potente Frauen« spielt auf Svenja Flaßpöhlers Die potente Frau an, einem polarisierenden Essay zur #metoo-Debatte. Auf dem Podium wird die Chefredakteurin des Philosophie Magazins Flaßpöhler auf die Kulturwissenschaftlerin, Autorin und Journalistin Mithu Sanyal treffen.

Weiter geht es mit einem Programmpunkt des Literaturfestes Niedersachsen der VGH Stiftung am 23. September, die MitarbeiterInnen des Literarischen Zentrums nennen es auch das »großen Fressen«, verrät Anja Johannsen. Bei »Tafelspitzen und Tischgesprächen« wird gekocht und gelesen. Angekündigt als »fulminantes Ding«, mahnen die Veranstalterinnen offensichtlich an, sich schnell eines der verbleibenden Tickets zu sichern.

Begeistert kündigt Johannsen den Blumfeld-Sänger und Gitarrist Jochen Distelmeyer als Gast des allseits beliebten Liederabends mit dem Kurator der Reihe Gerhard Kaiser an. Neben dem Hamburger Musiker steht eine kanadische Ausnahmekünstlerin im Mittelpunkt – »Jenseits von Jedem – Über Joni Mitchell« findet am 26. September statt.

Die »Grande Dame« der Kulturwissenschaften Christina von Braun stellt ihr Buch Blutsbande- Verwandtschaft als Kulturgeschichte am 27. September vor. »Jesus hatte zwei Väter und eine Leihmutter« reicht vollkommen als Teaser aus, um Lust auf einen informativen Abend zu machen.

Im Oktober hält der Göttinger Literaturherbst Einzug ins Zentrum. An zwei Abenden wird das Zentrum Gastgeber für zwei Veranstaltungen zu Georgien, dem Gastland der Buchmesse, und für die Wildnis-Expertin Abi Andrews (am 16. und am 19. Oktober). Außerdem bittet zum Monatsende die Allrounderin Karen Duve das »Fräulein« Annette von Droste-Hülshoff als Romanfigur auf die Bühne. Zu »Duve meets Droste-Hülshoff« gesellt sich am 30. Oktober der Literaturprofessor und Dichter Heinrich Detering um über die Dichterin aus längst vergangenen Zeiten und Duves zeitgenössischen Roman Fräulein Nettes kurzer Sommer zu diskutieren.

Bei »Getröte, Gezirpe, Gehämmer, Gejaule. Über Albert Ayler« ertönt im Zentrum wieder Musik. Am 13. November begleitet Ove Volquartz mit dem Tenorsaxophon ein Gespräch über die autobiographische Erzählung Die Zukunft der Schönheit von F.C. Delius, dessen Begegnung mit Albert Aylers Free-Jazz Auswirkungen auf sein eigenes Werk hat. Der Göttinger Literaturprofessor Gerhard Kaiser unterhält sich mit dem Autor und Büchner-Preisträger.

Ein deutsch-französischer Abend mit nicht gänzlich leichter Thematik erwartet die ZuschauerInnen am 19. November. »Loyalitäten« heißt der neue Roman der französischen Autorin Delphine de Vigan, die darin die Geschichte eine Lehrerin erzählt, die die Alkoholsucht eines Schülers erahnt, aber nichts ausrichten kann.

Benjamin von Stuckrad-Barre lässt sich auch dieses Jahr Göttingen nicht entgehen. Diesmal außerhalb des Literaturherbstes und Mitten im grausten November, am 22. Dabei verspricht Ich glaub, mir geht’s nicht so gut, ich muss mich mal irgendwo hinlegen einen tristen Donnerstagabend aufzupeppen. Remix 3 ist, dieser Untertitel mag es verraten, die dritte Zusammenstellung von Stuckrad-Barres Kolumnen und wird mit bekannt kreativ-bissigem Wortwitz für einen lustigen Abend sorgen.

Abschließend begrüßt Kirsten Boie Groß und Klein zu einer Reise nach Sommerby. Am 23. November findet die Veranstaltung »Vom Möwenweg nach Sommerby« statt.
Nach dem langen Sommer erwartet Göttingen also ein bunter Herbst.



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 Autor*in:
 Veröffentlicht am 30. August 2018
 Bild: Neues Verfahren zum Bücher schreiben von Hans-Joachim Uthke via wikimedia / CC0
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