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Faszinosum Autorinnen um 1800
Schreiben, um zu leben

Kinder, Küche, Kirche – dieser Slogan beschreibt, welche Rolle Frauen in der zeitgenössischen Vorstellung um 1800 zugewiesen wird. Doch einige Frauen lassen sich davon nicht beeindrucken! In der Reihe »Faszinosum Autorinnen um 1800« wird der Blick auf Frauenfiguren gelenkt, die versuchen aus den vorgeschriebenen Rollen auszubrechen. Heute: Johanna Schopenhauer, die Gesellige.

Von Elisabeth Müller

Nach dem Tod ihres Mannes 1805 blieb Johanna Schopenhauer als wohlhabende Frau zurück. Der Hamburger Kaufmann Heinrich Floris Schopenhauer hatte ihr und den beiden Kindern Arthur und Adele jeweils ein Drittel seines Vermögens vermacht. Nun unabhängig suchte Johanna Schopenhauer einen neuen Wirkungsort. Nach einigen Überlegungen fiel ihre Wahl auf Weimar. Die »Musenstadt« war durch die zahlreichen intellektuellen Größen, die dort lebten, attraktiv, obwohl die Stadt nur sehr klein war.

Zum Projekt

Schillers intellektuelle Freundin oder die Mutter Arthur Schopenhauers: Autorinnen um 1800 zeichnet weit mehr aus als ihre Verbindungen zu männlichen Intellektuellen. In ihrer Artikelserie Faszinosum Autorinnen um 1800 ergründet Elisabeth Müller die Biographien von Johanna Schopenhauer, Sophie Mereau und Therese Huber.

 

Bio


* 9.7.1766 in Danzig; † 17.4.1838 in Jena
1784 Hochzeit mit H. F. Schopenhauer
1806 Umzug nach Weimar und Etablierung ihres literarischen Salons

Mutter des Philosophen Arthur Schopenhauer

 
 
Für ihre Ankunft in Weimar hätte Johanna Schopenhauer eigentlich keinen ungünstigeren Zeitpunkt wählen können: Nur wenige Wochen nach ihrer Ankunft wurde Weimar von französischen Soldaten besetzt und vom Krieg überzogen. Doch Johanna Schopenhauer machte das Beste aus der Situation. Als Ortsfremde unter dem Schutz der französischen Besatzer setzte sie ihr Vermögen ein, um der Weimarer Bevölkerung durch Nahrungsmittel und Verbandszeug zu helfen. So erhielt sie schnell Zugang zum intellektuellen Bürgertum der Stadt.

Der »Theetisch«

Diese Aufnahme in die Weimarer Gesellschaft nutzte sie geschickt, um den Plan umzusetzen, mit dem sie nach Weimar gekommen war: Bereits im Herbst 1806, nur wenige Wochen nach ihrer Ankunft gründete sie ihren Salon. Ihr »Theetisch« wurde schnell zu dem geselligen Zirkel in Weimar. Dabei half besonders, dass sie sich durch die offene und vorurteilsfreie Aufnahme der frisch mit Goethe verheirateten Christiane Vulpius Goethes Dankbarkeit gesichert hatte. Dieser bildete den Mittelpunkt und Anziehungspunkt ihres Salons. Denn während Johanna Schopenhauer zwar die Räume und Möglichkeiten zum Gespräch zur Verfügung stellte, kamen die Besucher doch vor allem, weil sich hier die Gelegenheit bot, Goethe im ungezwungenen Rahmen kennenzulernen.

Reiseberichte

Der gesellige Rahmen in Johanna Schopenhauers Salon diente jedoch nicht nur dem Gespräch, sondern auch dem künstlerischen Leben. Es wurde musiziert, gezeichnet, aber vor allem über Literatur gesprochen. Der Salon bildete die erste Bühne für literarische Versuche. Auch Johanna Schopenhauer wurde in ihrem eigenen Salon zum Schreiben ermutigt. Zur Unterhaltung ihrer Gäste erzählte sie von ihren Reisen mit ihrem verstorbenen Mann. Mit ihm hatte sie Belgien, Italien, England und Schottland bereist. Nun wurde sie von ihren Gästen aufgefordert diese Erlebnisse auch aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Dass sich diese Berichte auch noch erfolgreich verkauften, war ein Glücksfall für Johanna Schopenhauer. Denn 1819 ging das Bankhaus, bei dem sie ihr ganzes Vermögen angelegt hatte Bankrott. Sie verlor einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens und war plötzlich auf andere Einkünfte angewiesen. Sie begann erfolgreich Erzählungen und Romane zu veröffentlichen, um Geld hinzu zu verdienen. Dennoch hatte sie nun erhebliche finanzielle Schwierigkeiten, musste ihren Salon auflösen und mehrfach in billigere Städte umziehen.



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 Veröffentlicht am 12. September 2012
 Kategorie: Wissenschaft
 Scherenschnitt von Therese Huber via Wikipedia Commons.
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