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Miniserie
True Detective

Im Netz und in den Feuilletons gefeiert, erntet die HBO-Krimiserie True Detective nicht zuletzt dank der überragenden Performance von Matthew McConaughey und Woody Harrelson schon nach kurzer Zeit hohes Ansehen. Über ein düster-abgründiges Meisterwerk aus der Feder von Nic Pizzolatto.

Von Sabrina Gerdes

Am 12.01.2014 begann die US-amerikanische Ausstrahlung der ‚Miniserie‘ True Detective auf HBO und sorgte sogleich für Furore. Mit einer Quote von 2,33 Millionen Zuschauern überzeugte bereits die erste der acht Episoden Publikum und Kritiker gleichermaßen. Auf diversen Internetplattformen und in den Feuilletons gefeiert, erntet die Serie, nicht zuletzt dank einer überragenden Performance der beiden Hauptdarsteller, deren gemeinsames Spiel im Verlauf der Geschichte fast symbiotischen Charakter annimmt, sowohl im deutschsprachigen als auch im internationalen Raum Ruhm und Anerkennung. In deutschsprachiger Erstausstrahlung war die Serie ab dem 17.04.2014 auf dem Pay-TV Sender Sky Atlantic HD zu sehen. Aber: Serienjunkies und Fans von O-Tönen sei eins gesagt – wer das wahre Flair der Schauplätze und der in ihnen verorteten Figuren in sich aufnehmen möchte, sollte die Serie trotz oder gerade wegen des zum Teil schwer verständlichen Südstaatenakzents in englischer Originalfassung ansehen, denn allein die schnoddrige Ausdrucksweise des McConaughey-Charakters Rust Cohle wird die Mühen entlohnen.

Auf den Spuren menschlichen Grauens

1995 jagen die jungen Detectives Rust Cohle (Matthew McConaughey) und Martin Hart (Woody Harrelson) einen pseudoreligiösen Serienmörder, dessen Vorgehensweise tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lässt. 17 Jahre später wird der Fall erneut aufgerollt und eine beschwerliche Reise in die Vergangenheit zwingt die mittlerweile getrennten Ermittler noch einmal gemeinsam auf Spurensuche zu gehen.

True Detective

True Detective ist eine Krimiserie des US-amerikanischen Senders HBO, die seit 2014 in den USA und Deutschland ausgestrahlt wird. In der auf acht Episoden konzipierten ersten Staffel geht es um die Detectives Rust Cohle und Martin Hart, gespielt von Matthew McConaughey und Woody Harrelson, die versuchen, einen Serienmörder in Louisiana zu fassen. Das bisherige internationale Echo der Kritik fiel durchweg positiv aus.
 
 
Als düster, bedrückend und doch irgendwie mystisch lässt sich die amerikanische Krimiserie aus der Feder von Nic Pizzolatto beschreiben, der sich bei seiner Arbeit an der Serie von nihilistischen Philosophen und Autoren der fantastischen Literatur wie Robert W. Chambers (1896-1933) inspirieren ließ. Direktzitate aus Chambers Sammlung von Kurzgeschichten mit dem Titel The King in Yellow, welche auch ein gleichnamiges Theaterstück enthält (und sich nach der Ausstrahlung der Serie noch einmal bester Verkaufszahlen erfreuen durfte), die nahezu surrealistische Darstellung Louisianas, bleiharte Dialoge und äußert kunstvoll gewählte musikalische Untermalungen schaffen dabei eine unverwechselbare Atmosphäre.


Geplagt von den Geistern der Vergangenheit: Martin Hart (Woody Harrelson)

Selbst bei den hartgesottensten Krimifans hinterlässt True Detective Spuren und schürt Ängste, die einen vielleicht sogar in den Schlaf verfolgen. Nicht nur der 17 Jahre alte Fall eines psychopatischen Serienkillers, der sich für eine Art Prophet hält, sorgt dabei für Magenschmerzen, auch die harten Lebensumstände der Ermittler, sowie deren ewiger Tanz mit dem System, das nur zu gern auch mal beide Augen zudrückt, lassen den Zuschauer zuweilen am Guten im Menschen zweifeln. Während sich Martin Hart 17 Jahre nach dem vermeintlich aufgeklärten Mordfall an der Prostituierten Dora Lang selbstständig gemacht und von den Geschehnissen während seiner Polizeikarriere distanziert hat, erscheint sein ehemaliger Partner Rust Cohle als verwahrloster und paranoider Alkoholiker, der sein Leben mit dem Aufstellen wahnwitziger Verschwörungstheorien verbringt und anscheinend noch nicht mit seiner Vergangenheit abschlossen hat. Als dann, im selben perfiden Stil wie Dora Lang 17 Jahre zuvor, eine grotesk drapierte Leiche auftaucht und zudem die Polizeiakten des alten Falls durch einen Hurrikane zerstört werden, sind die ungleichen Partner erneut gezwungen, ihrer gemeinsamen Vergangenheit ins Auge zu blicken. Alte Geschichten werden aufgewärmt, frische Hinweise analysiert und neue Verdächtige gefunden, bis die zwei Detektive vor einer unbequemen Wahrheit stehen, die alles bisher Gedachte in den Schatten stellt.


Spätestens seit Dallas Buyers Club als Charakterdarsteller ernstzunehmen: Matthew McConaughey als luzider Detective Rust Cohle

Eindeutig nichts für schwache Nerven. Wer also denkt, er habe bereits mit anderen Crime-Serien à la Criminal Minds oder dem Red John-Fall aus The Mentalist ein Höchstmaß an menschlichen Gräueltaten zu sehen bekommen, der sollte sich bei True Detective auf weitaus tiefere Abgründe gefasst machen. Während erstgenannte Serien zumindest mit komödiantischen Einlagen seitens der Ermittler für zwischenzeitliche Entspannung sorgen, gönnen die Detectives Cohle und Hart ihren Zuschauern nur selten eine Verschnaufpause.

Sex, Drugs and Alcohol

Um mit dem tagtäglichen Grauen umzugehen, finden die beiden Ermittler jeweils ganz unterschiedliche Bewältigungsmechanismen. Während Woody Harrelsons Figur als konservativer Republikaner und Christ den einen oder anderen Pfad der Sünde beschreitet, gebührt Matthew McConaughey für seine Darstellung des einsamen Genies besondere Ehre. Bereits für seine herausragende Leistung in dem Film Dallas Buyers Club mit einem Oscar ausgezeichnet, läuft er auch in der Rolle des Detective Cohle zur Höchstform auf. Irgendwie deplatziert und doch genau am richtigen Fleck wirkt der von seiner eigenen Geschichte, dem Alkohol und der Welt zerfressene Ermittler, dessen Verstand und Intuition trotz Depressionen und Drogenmissbrauchs die Fähigkeiten der anderen um Dimensionen zu überragen scheinen.

Ähnlich der BBC-Neuauflage des Sherlock Holmes hebt sich auch McConaugheys Rolle durch überdurchschnittliche Intelligenz und Scharfzüngigkeit von den restlichen Figuren der Serie ab. Wer den texanischen Schauspieler bisher nur aus schnulzigen Dramen und überspitzen Komödien kennt, sollte sich spätestens nach True Detective von dem alten Bild dieses Darstellers verabschieden. Die gemeinsame Performance zweier so hochklassiger Schauspielkollegen lässt dabei keine Wünsche offen und verschlägt einem an so mancher Stelle glattweg den Atem.

Und was kommt danach?

Alle Verehrer des sogenannten Binge Viewing, welches das marathonartige Anschauen einer Serie bezeichnet, können ihrer Serienlust zunächst nur in Originalsprache entweder für einen nicht unerheblichen Preis auf der Video on Demand-Plattform Amazon Instant Video frönen oder gleich die gesamte erste Staffel, ebenfalls als englische Originalfassung, erwerben, die seit dem 10. Juni auf DVD zu haben ist. Deutsche Fans müssen sich dahingehend noch bis zum 04. September gedulden. Ein Lichtblick am Ende des Tunnels: Die zweite Staffel der Serie ist bereits bestellt und in trockenen Tüchern, im Stil einer Anthologie, wie bereits durch die Serie American Horror Story etabliert, jedoch mit völlig neuer Geschichte sowie neuen Gesichtern. Als neuer Detective bereits im Gespräch: Brad Pitt. So oder so, auch in Staffel zwei darf man sich auf hochkarätige Schauspieler und einzigartige Crime-Atmosphäre freuen.



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 Veröffentlicht am 1. Juli 2014
 Kategorie: Misc.
 Foto: Jim Bridges; © 2013 Home Box Office, mit freundlicher Unterstützung von Sky Deutschland
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