Bunte Bühne, volle Ränge und fröhliches Gemurmel – es herrscht eine gute Stimmung im Studio des Deutschen Theaters in Göttingen, und die jungen Zuschauer warten gespannt darauf, was das Ensemble von Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse in den nächsten 60 Minuten zum Besten geben wird.
von Johanna Harms
Die Lichter gehen aus, und wir schauen Berti Bartolotti, gespielt von Imme Beccard, bei der Arbeit zu. Sie steht vor ihrer Staffelei und malt an einem Bild; die durchgeknallte Künstlerin will ihrem Werk mit Pinsel und Lippenstift noch den letzten Schliff verpassen. Ihr Leben und ihre Wohnung sind bunt – bunte Bilder, bunte Kleidung, bunte Interessen – und auf eine sympathische Weise chaotisch. Außerdem liebt sie es, Dinge zu bestellen und per Post liefern zu lassen.
»Dreimal klingeln – das muss der Postbote sein«, heißt es auch an jenem Tag, an dem sie Konrad kennenlernt, der seinen Weg fälschlicherweise in einer übergroßen Konservenbüchse zu ihr findet. Überzeugend und eindrücklich gespielt von Kathrin Müller-Grüß, erleben die Zuschauer daraufhin die langsame Wandlung des perfekten Instant-Kindes Konrad, der in einer Fabrik angefertigt wurde, zu einem frechen, normalen Kind, das sich seinen Herstellern, den Männern im grünen Anzug, entgegen seiner Programmierung, widersetzt, um bei seinen Eltern Berti und Egon zu bleiben.
Doch als herauskommt, dass Konrad eine Fehllieferung ist und zwei grüne Männer nach ihm suchen, lässt sich Egon auf Bertis »Wiff-Zack-Blitz-Kneiß-Plan« ein und hilft ihr bei der Umerziehung Konrads. Er nimmt ihn in seine beige, gutbürgerliche Wohnung mit und fordert ihn widerwillig dazu auf, die Wände zu bemalen, sie mit Wackelpudding zu beschmieren und Schimpfwörter ins Telefon zu schreien. Der Plan scheint aufzugehen und Konrad tritt der Frau, die ihn eigentlich bestellt hat, frech und aufmüpfig entgegen. Sie verliert daraufhin das Interesse an ihm und lässt Konrad bei Berti und Egon. Als Dank und voller Erleichterung gibt Konrad Berti und Egon einen Kuss, der von den jungen Zuschauern mit »ist ja ekelhaft« kommentiert wird – und so zum nächsten Lacher führt. Insgesamt sorgten die vielen Kinder im Publikum mit ihren Kommentaren und ihrer guten Laune für eine besondere Stimmung und noch mehr Unterhaltung.
Basierend auf dem Kinderbuch von Christine Nöstlinger, ist es dem Regisseur Karl-Heinz Ahlers gelungen, eine witzige, anrührende und zeitgemäße Inszenierung zu schaffen. Mit viel Witz und ausdrucksstarken Charakteren erzählt Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse die Geschichte einer ungewöhnlichen Familie, bringt den Zuschauer zum Lachen, regt ihn aber auch zum Nachdenken über die Erziehung von Kindern an – und ist somit nicht nur für kleine Gäste geeignet.