Schon mal mit Ann Cotten gemeinsam vier Stunden gelesen? Mit den derzeit hippsten Jung-AutorInnen die Nacht weggetanzt? Im Schwalbennest großartigen Lyrikperformances gelauscht? Ein Nickerchen um 4 Uhr morgens auf den Treppen des Leipziger Literaturinstituts gemacht? Wir haben! Unser Nachtlebenreport auf der LBM16.
Von Annie Rutherford und Marisa Rohrbeck
Die Abendplanung ist ja bekanntlich der wichtigste Teil des Messebesuchs, denn genetzwerkt wird weniger auf Karrieretreffen und Networkingveranstaltungen auf dem Messegelände, sondern bei Bier oder Wein auf einem der zahlreichen Empfänge, Verlagsabende oder auf einer Party. Dabei will das Amüsement gut ausgesucht und geplant werden. Unsere Abendgestaltung sah am letzten Freitag so aus: erst zur Lesung mit Ann Cotten ins Cafe Puschkin, eine Stunde zur Jubiläumsfeier ins Literaturhaus Leipzig und dann weiter zur Party der Jungen Verlage ins Schauspiel.
– und schließlich mussten wir auch am nächsten Morgen wieder fit und fabulös auf der Messe Gespräche führen, von Müdigkeit darf da keine Spur sein. Erst am Abend darauf ist unsere Erschöpfung nicht mehr zu übersehen – vor allem, als uns das Abschiedsbier bei der Release Party für die Zeitschrift Tippgemeinschaft fast aus der Hand fällt. Nach drei Tagen Messe können wir überall schlafen, auch bei lauter Musik, auch wenn wir auf der Treppe des Leipziger Literaturinstituts quasi im Weg sitzen.
Viele der Abendveranstaltungen, die während der Messe stattfinden, verbinden Launch mit Party, Lesung mit Kneipe. Der Ablauf der Wasserglaslesung, wo zuerst anderthalb Stunden brav zugehört wird und man sich danach ein Glas Wein und ein bisschen
Aber gleichzeitig überlebt man vier (!) Stunden Versepos eben nur mit einem Pils. Oder zwei. Und die Unterbrechungen bringen eine Leichtigkeit mit, die wir manchmal bei seriöseren Lesungen vermissen. Wir müssen Literatur nicht immer ernst nehmen: Wir können mitlachen, mitreden und mitlesen. Wir können sie feiern und wir können nicht nur den privaten Lesegenuss, sondern auch den sozialen Umgang damit in unseren Alltag bringen. So wird Literatur zum sozialen Raum für alle, die daran beteiligt sind! Schließlich geht es bei ihr vor allem um Annäherung: Annäherung an die Texte selbst, aber auch an andere Menschen, an Ideen. Weinflecken und gelegentliches Einschlafen gehören dazu.