Das kleine Buch vom Schnee von Sally Coulthard enthält allerhand Informationen, die sich um das weiße Nass drehen, aber auch nicht viel mehr. Statt einer unterhaltsamen Lektüre für wissensdurstige Schneeliebhaber gibt es hier nur nüchtern aneinandergereihte Fakten.
Von Daniela Scheele
Sally Coulthard leitet Das kleine Buch vom Schnee mit persönlichen Anekdoten ein, die ihre Beziehung zum Schnee aufzeigen. Sie erklärt, warum sie sich dazu entschieden hat, es zu schreiben. Sie erinnert sich an Schneetage in ihrer Kindheit, was dazu einlädt, sich selbst darauf zu besinnen, was eine weiße Winterlandschaft früher für spaßige Aktivitäten mit sich brachte. Nach diesem Schwelgen in Erinnerungen jedoch ändert sich Coulthards Tonfall und sie wird unvermittelt sachlich. Im restlichen Buch beantwortet sie dann jegliche Fragen zum Thema »Was ist Schnee?«, wobei sie alle Formen und Farben berücksichtigt, einzelne Schneeflocken unter die Lupe nimmt und die Eiszapfen beim Wachsen betrachtet.
Die Wahrheit ist nämlich, dass wir Schnee brauchen. Zunächst, weil er ein unverzichtbares Rädchen im Getriebe der Umwelt ist, ohne das wir, salopp gesagt, aufgeschmissen sind. Zweitens brauchen wir ihn auch, weil er ein wichtiger Bestandteil unseres Seins ist, unserer gemeinsamen Kultur und unseres menschlichen Erbes.
Sally Coulthard erklärt, welche Auswirkungen Schnee, besonders in Zeiten des Klimawandels, auf unser Ökosystem und auf die Menschen hat, die in schneereichen Regionen leben. Sie beschreibt, wie diese in harten Wintern Nahrung finden und wie sich ihre Wohnsituation gestaltet, wenn es weit und breit nichts anderes als Schnee gibt. Dabei erklärt sie, wie Menschen sich das weiße Nass schon immer zu Nutzen gemacht haben. Sie zeigt auf, dass es zum menschlichen Leben dazugehört, weshalb es auch vielerlei Feste zu seinen Ehren gibt. Wenn es um den Spaß im Schnee geht, fügt sie sogar einige praktische Anleitungen ein: zum Bauen von Schneemännern und Iglus und zum perfekten Schneeballformen. Neben der historischen Betrachtung und den Tipps widmet sie sich auch der literarischen Behandlung des Schnees, wie Redewendungen und Sprichwörtern.
Kein Entkommen vor dem Faktenwissen»Eine spannende, poetische und unterhaltsame Reise durch eine weiße Wunderwelt«, wie es der Klappentext verspricht, ist dieses kleine Buch vom Schnee aber leider nicht. Einzig die Einleitung, in der Coulthard die
Der Klappentext behauptet zusätzlich, dass Buch sei die »perfekte Schneelektüre für dieses Gefühl, wenn man aus dem Fenster blickt und die Welt draußen weiß ist«. Um das zu ermöglichen, hätte Sally Coulthard den Lesenden wenigstens ein paar Pausen von der reinen Faktenflut gönnen müssen. Das wäre schon in Form von Schneeerzählungen aus aller Welt, wie mit dem Märchen von Frau Holle, möglich gewesen. Die poetischen Einwürfe und kleine »Schon gewusst«-Kästen bieten zwar ein wenig Abwechslung, aber das Buch nach ein paar Seiten aus der Hand zu legen, fällt trotzdem nicht schwer.
Warum nicht wenigstens Bilder?Wenn Coulthard nicht mit Worten gelingt, die Lesenden auf eine Reise mitzunehmen und sie zu fesseln, hätte sie dies mit Bildern erreichen können. Vielleicht wäre Das kleine Buch vom Schnee dann etwas größer geworden, aber auch anschaulicher und damit lesenswerter. Sie schreibt von der ältesten erhaltenen Zeichnung eines Schneemanns, der Wintermütze von Ötzi und von Fotos, die Menschen zeigen, wie sie auf der zugefrorenen Themse spazieren gehen. An dieser Stelle wäre es nett gewesen, diese Fotos auch zu zeigen, damit nicht erst eine Recherche seitens der Lesenden angestellt werden muss. Damit ist die »perfekte Schneelektüre« unterbrochen und verliert jeglichen Zauber, der während des Lesens erzeugt werden will. In einem schönen Eisblau mit Schneeflocken verziert, ist dieses Buch eines, das man prima anderweitig als zum Lesen nutzen kann, zum Beispiel als winterliches Accessoire auf dem Wohnzimmertisch.