Christiane Frohmann und Leander Wattig kennt man gut. An ihrem gemeinsamen Projekt kommt man an der diesjährigen Messe nicht vorbei. Orbanism nennt es sich: mit Diskussionen wie »Smartphone. Das Über-Objekt« und »Digitales Schreiben – Anders als auf Papier, aber wie?« untersucht es die Schnittstelle zwischen der alten Publishingkultur und der digitalen. Überraschend interessant wird digitales Publizieren im Kontext von aktuellen, brennenden Themen, wie derzeit vor allem die Flüchtlingsthematik.
Von Marisa Rohrbeck und Annie Rutherford
»Da man ja die Texte nicht drucken muss, kann man sehr schnell reagieren«, erklärt Christiane. »Man kann ein gutes Lektorat machen, sich viel mit den Autor*innen austauschen und trotzdem einen Text innerhalb von wenigen Wochen auf den Markt bringen.« Aber die Vorteile des digitalen Publizieren greifen noch weiter:
»Es wäre ohnehin interessant zu überlegen, wie sich die aktuellen Fluchtbewegungen entwickeln würden ohne Facebook und Twitter«, erläutert Michaela Maria Müller, Frohmann-Autorin, deren Essay Vor Lampedusa 2013 erschien. Erst durch soziale Netzwerke können Geflüchtete in Kontakt mit Freund*innen und Familien bleiben, oder Kontakt zu Aktivist*innen und Journalist*innen aufbauen. Als Kommunikations- aber auch Navigationsmittel sei das Smartphone das Wichtigste auf der Flucht.
Dies wird thematisiert im Titel Mein Akku ist gleich leer, ebenfalls von mikrotext herausgegeben. Das Buch, das die Chat-Kommunikation zwischen Journalistin Julia Tiecke und Faiz, als dieser aus Syrien floh, wiedergibt, spiegelt Nikolas Überzeugung wider, dass das digitale Publizieren eine wunderbare Möglichkeit bietet, Menschen eine Stimme zu verleihen. »Ich spreche nicht mehr davon, dass ich mit Flüchtlingen arbeite«, betont sie, »sondern mit Autor*innen«.
Kleiner Tipp zum Reinlesen und Kennenlernen: Das mikrotext-Buch Abu Jürgen von Assaf Alassaf kann während der Buchmesse kostenlos heruntergeladen werden und zwar hier. Viel Spaß bei der Lektüre!