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FBM ´15
Frankfurt: Orbanism

Christiane Frohmann und Leander Wattig kennt man gut. An ihrem gemeinsamen Projekt kommt man an der diesjährigen Messe nicht vorbei. Orbanism nennt es sich: mit Diskussionen wie »Smartphone. Das Über-Objekt« und »Digitales Schreiben – Anders als auf Papier, aber wie?« untersucht es die Schnittstelle zwischen der alten Publishingkultur und der digitalen. Überraschend interessant wird digitales Publizieren im Kontext von aktuellen, brennenden Themen, wie derzeit vor allem die Flüchtlingsthematik.

Von Marisa Rohrbeck und Annie Rutherford

»Da man ja die Texte nicht drucken muss, kann man sehr schnell reagieren«, erklärt Christiane. »Man kann ein gutes Lektorat machen, sich viel mit den Autor*innen austauschen und trotzdem einen Text innerhalb von wenigen Wochen auf den Markt bringen.« Aber die Vorteile des digitalen Publizieren greifen noch weiter:

FBM-Report


Unsere Autorinnen, die zwei Kulturvermittlerinnen Annie Rutherford und Marisa Rohrbeck, zieht das Buchbetriebs-Gewimmel magisch an. Kein Wunder also, dass es sie nun auch nach Frankfurt am Main verschlagen hat. In den nächsten Tagen kommentieren sie für Litlog Verlagstrends, Eventformate und das, was man gemeinhin als persönliche Degeneration bezeichnen würde, allesamt Effekte der Frankfurter Buchmesse-Woche.

 

Projekt


Orbanism wird als Konzept und Produkt von Christiane Frohmann und Leander Wattig entwickelt, wobei es konkret um Veranstaltungs- und Publishingformate geht. Als Netzwerk umfasst Orbanism sowohl die eigenen Veranstaltungsformate, wie das Orbanism Festival, den Orbanism Space, den Katersalon, An einem Tisch, #pubnpub und den Virenschleuder-Preis, als auch die Publikationsplattformen Orbanism Publishing, Frohmann Verlag und Ich mach was mit Büchern.

 

Buch


Assaf Alassaf
Abu Jürgen
Aus dem Arabischen von Sandra Hetzl
mikrotext Verlag, Berlein, 2015
ca 200 Seiten auf dem Smartphone, 12,99€

 
 
»Die Grenzen des Individuums können schnell überwunden werden«, führt sie fort und bezieht sich damit vor allem auf sprachliche Barrieren. Durch die Möglichkeiten von digitaler Kommunikation kann sie schnell qualifizierte Leser*innen finden, für Texte in einer Sprache, die sie selbst nicht beherrscht.
Eine ganz andere Notwendigkeit hatte Facebook für den syrischen Autor Aboud Saeed, dessen Buch Der klügste Mensch im Facebook bei mikrotext erschienen ist. Das Buch besteht aus kleinen Texten, die Aboud ursprünglich täglich bei Facebook gepostet hat und die zur Zeit der Revolution zunehmend beliebt wurden. »Wo soll ein syrischer Autor überhaupt publizieren, wenn eine Revolution in seinem Land beginnt?« fragt die Gründerin von mikrotext, Nikola Richter.

»Es wäre ohnehin interessant zu überlegen, wie sich die aktuellen Fluchtbewegungen entwickeln würden ohne Facebook und Twitter«, erläutert Michaela Maria Müller, Frohmann-Autorin, deren Essay Vor Lampedusa 2013 erschien. Erst durch soziale Netzwerke können Geflüchtete in Kontakt mit Freund*innen und Familien bleiben, oder Kontakt zu Aktivist*innen und Journalist*innen aufbauen. Als Kommunikations- aber auch Navigationsmittel sei das Smartphone das Wichtigste auf der Flucht.

Dies wird thematisiert im Titel Mein Akku ist gleich leer, ebenfalls von mikrotext herausgegeben. Das Buch, das die Chat-Kommunikation zwischen Journalistin Julia Tiecke und Faiz, als dieser aus Syrien floh, wiedergibt, spiegelt Nikolas Überzeugung wider, dass das digitale Publizieren eine wunderbare Möglichkeit bietet, Menschen eine Stimme zu verleihen. »Ich spreche nicht mehr davon, dass ich mit Flüchtlingen arbeite«, betont sie, »sondern mit Autor*innen«.

Kleiner Tipp zum Reinlesen und Kennenlernen: Das mikrotext-Buch Abu Jürgen von Assaf Alassaf kann während der Buchmesse kostenlos heruntergeladen werden und zwar hier. Viel Spaß bei der Lektüre!



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 Autor*in:
 Veröffentlicht am 16. Oktober 2015
 Bild von Marisa Rohrbeck
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