Wie kann man als kleiner Verlag gelten, sichtbar werden? Wie in die Buchläden kommen, in die Feuilletons, auf die Preislisten? Dies ist wohl seit jeher die Crux der unabhängigen Verlage. Auf der diesjährigen Buchmesse wird genau diese Sichtbarkeit der Indie-Verlage zum Thema. Wir haben uns aufgemacht, sie zu finden, großartige Verlagsprogramme aufgespürt und uns vielfältig verliebt. Unsere vierte Begegnung.
Von Annie Rutherford und Marisa Rohrbeck
Der Verlag mit dem wohl einprägsamsten Logo begann mit einem fulminanten Coup: zwei Literaturstudenten auf der Suche nach Lesestoff. Unveröffentlichte Manuskripte bieten doch wohl einen großartigen Lesegenuss – warum also nicht einen Verlag erfinden? Schnell war ein Name gefunden, zwei Strickmännchen an die Seite gestellt, doch was, wenn plötzlich ein Dietmar Dath um die Ecke kommt? Tja, da kann selbst ein Verbrecher nicht anders und aus einem klugen Streich wird ein wirklicher Verlag. Das war 1994. Nach kurzer Besinnungspause legten Werner Labisch und Jörg Sundermeier dann so richtig los, seither sind die Verbrecher-Versammlungen fester Bestandteil der Berliner Literaturszene.
»Es ist ein Stück Freiheit, ein Buch zu machen, ohne zu überlegen, kann ich meine 200 Angestellten damit ernähren?« meint Jörg zu der Existenz als unabhängiger Verlag. »Ich kann einfach sagen: Das ist Literatur.« Diese Freiheit gilt auch den Autor*innen, und wir verstehen uns wirklich als Autorenverlag: »Wir scherzen, dass wir unseren Autoren und Autorinnen treu sind, solange sie es sich leisten können«. Auch für Schriftsteller*innen, die zu größeren Verlagen wechseln, macht Verbrecher immer noch Werbung auf den Social Media-Plattformen. »Ich freue mich für sie!« erklärt Jörg. »Aber klar, wenn ich eines Tages ein großer Verleger bin, werde sie anrufen und sagen – komm jetzt nach Hause«.