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LitLog-Lexikon
LITERATURHAUS

Literaturhaus (Sg., Plural Lit.häuser)
Deklination: das Literaturhaus / des Literaturhauses / das Literaturhaus / dem Literaturhaus; (auch Literaturbüro, Literarisches Zentrum ect., häufig benannt nach Autoren oder literarischen Figuren, wie beispielsweise das Buddenbrookhaus in Lübeck)

Litlog-Definition
Die zentrale Aufgabe eines Literaturhauses ist die Vermittlung von Literatur. Dies geschieht klassischerweise durch die Organisation von moderierten Lesungen und Diskussionen, in denen der Autor eines literarischen Werks aus diesem vorliest und im Anschluss mit Moderator und Publikum über das soeben Vorgestellte spricht.

Alternative Definitionen

  • Das Literaturhaus als »als Stätte vielfältiger öffentlicher literarischer Veranstaltungen, Symposien und Ausstellungen« (Literaturhaus Berlin )
  • Literaturhäuser als die »lebendigen Treffpunkte für die Literatur und das Buch der Gegenwart, [die] im kulturellen Leben ihrer Städte zu unverzichtbaren Einrichtungen [werden].« (literaturhaus.net)
  • »Literaturhaus als Synonym für eine zeitgemäße, wandlungsfähige Förderung und Vermittlung von deutschsprachiger und internationaler Gegenwartsliteratur« (literaturhaus.net)
  • »Die Metropole ist im Kopf oder nirgends« (Hauke Hückstädt, 2007)

Position im gegenwärtigen Literaturbetrieb
Im Gegensatz zu Buchhandlungen, die ebenfalls das Veranstaltungsformat der Autorlesung anbieten, versucht so manches Literaturhaus zuweilen der Kommerzialisierung einer Lesung zu entsagen und nicht nur Bekanntes und Beliebtes zu präsentieren, sondern auch Unbekanntes und Neues zu vermitteln. Die praktische Umsetzung scheitert dabei zuweilen an der schweren Finanzierungslage. Weiterhin haben Literaturhäuser ein festes Programm, das sich über das gesamte Jahr erstreckt und somit nicht, wie bei einem Literaturfestival, in kurzer Zeit sehr viel geballte Literatur anbieten.

Finanzierung
Wie fast jede Institution innerhalb des Kulturbetriebs kann auch ein Literaturhaus nicht betriebswirtschaftlich rentabel sein und sich somit selbst finanzieren. Der Wert eines Literaturhauses ist kein kommerzieller. Da Literaturhäuser gemeinhin die Kulturlandschaft ihrer Städte und Gemeinden entscheidend mitgestalten, erhalten sie abhängig von Geldbeutel und Wertschätzung innerhalb der Region finanzielle Unterstützung von dieser. Oftmals sind aber auch Sponsoren und Stiftungen wichtige Geldgeber. Geld bekommt das Literaturhaus von diesen dann, wenn das Programm des Hauses der Zielsetzung und dem Image der Financiers entspricht. Manch einer mag von finanzieller Abhängigkeit sprechen, manch anderer von lukrativer Symbiose.

Kritik
Beanstandungen an dem Konzept eines Literaturhauses lassen sich im Besonderen auf zwei große Kritikpunkte zurückführen: Erstens die vermeintliche »Eventisierung« von Literatur, die mit großer Kommerzialisierung einhergehe und Literatur zu einem verkäuflichen Produkt herabstufe, das sich daraufhin wiederum an Markt- und Unterhaltungswert orientieren müsse. Hier kommt die Frage auf, unter welchen Handelsbedingungen Kulturvermittlung stattfinden soll. Muss Kunst frei von ökonomischen Zwängen agieren können? Fördert das Veranstaltungsformat eines Literaturhauses nur Publikumwirksames, das sich bestenfalls gut verkaufen lässt?

Zweitens gilt es, die Frage nach dem hier vermittelten Autorschaftskonzept zu diskutieren: Inwiefern ist der Verfasser eines Werkes relevant für dieses? Soll Literatur losgelöst von dem Autor rezipiert werden? Welche Autorität und welche Qualifikation hat der Schriftsteller, sein Werk öffentlich vorzulesen, zu präsentieren und zu interpretieren?

Das Literarische Zentrum in Göttingen
Das Literarische Zentrum Göttingen, geleitet von Dr. Anja Johannsen, versteht sich als »begehbares Feuilleton«. Das Haus bietet Jährlich etwa 60 öffentliche Veranstaltungen, zum Teil außerhalb der Räumlichkeiten in der Düsteren Straße und in Kooperation mit anderen Kulturinstitutionen/-förderern. Das Kinder- und Jugendprogramm »Literatur macht Schule« ist das Bildungsprogramm des Hauses und will durch Lesungen im Klassenzimmer den Erstkontakt mit dem Literaturbetrieb herstellen und Schülerinnen und Schüler so für Literatur begeistern. Seine Funktion beschreibt das Literarische Zentrum selbst so:

Im Jahr 2000 wurde das Literarische Zentrum Göttingen e.V. gegründet, um die beachtlichen literarischen Kräfte der Stadt zu bündeln und mit dem Zentrum eine Schnittstelle und einen Treffpunkt für Verlage, die Universität, Buchhandlungen und – vor allem – alle Literaturinteressierten zu schaffen. Das Zentrum will Literatur in ihren vielfältigen Erscheinungsformen vorstellen und zur Diskussion stellen. Das Zentrum vernetzt, kooperiert, schließt Lücken, öffnet Türen, baut Fenster und schafft Öffentlichkeit: für Literatur.

Literatur

  • Blumenkamp/Hückstädt (Hg.): Das begehbare Feuilleton. Gespräche und Berichte aus dem Kulturbetrieb. blumenkamp Verlag, Göttingen 2007.
  • Stefan Neuhaus: Literaturvermittlung. UVK (UTB), Konstanz, 2009.

Links
Texturen online
Eintrag auf Wikipedia
Literarisches Zentrum Göttingen
Literaturhaus Berlin
Literaturhaus.net
Tour Literatur.de



Metaebene
 Autor*in:
 Veröffentlicht am 5. August 2014
 Kategorie: Lexikon
 Bulbs at Mysore Palace von Souvik Das Gupta via Flickr
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