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Literaturwissenschaft heute
Poetik des Blogs

Am Graduiertenkolleg 1787 Literatur und Literaturvermittlung im Zeitalter der Digitalisierung forschen Promovierende zu thematischen, ästhetischen und ökonomischen Auswirkungen der ‘digitalen Revolution’ auf literarische Texte, Akteure und Institutionen des Literaturbetriebs von den 1980er Jahren bis heute. Auf Litlog stellen die Kollegiat/innen sich und ihre Projekte vor. Heute: Elisabeth Michelbach und ihr Projekt zum autobiografischen Blog als literarische Gattung.

Bitte umreiße kurz dein Promotionsvorhaben für uns.
Mein Projekt möchte autobiografische Blogs als literarische Gattung beschreiben. Blogs wurden bisher vor allem aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht als journalistisches Medium untersucht. Die Literaturwissenschaft hat sich Blogs bisher lediglich in Bezug auf einige wenige Beispiele gewidmet, wie etwa Rainald Goetz Abfall für Alle oder dem Blog von Alban Nikolai Herbst. Eine grundlegende Auseinandersetzung aus literaturwissenschaftlicher Perspektive fehlt – trotz der großartigen Texte, die auf Blogs zu finden sind – leider noch. Da setzt meine Arbeit an: Ich möchte vor allem eine Grundlage dafür schaffen, wie wir Blogs als Literatur verstehen können. Ich suche also Antworten auf die Frage, wie Blogs als Literatur funktionieren: Was wird dort wie erzählt? Wie werden Funktionen wie Autor und Rezipient ausgefüllt? Welche Konventionen herrschen? Aufbauend auf diesen Grundlagen sollen dann einzelne Vertreter unter einem je spezifischen Fokus genauer analysiert werden.

Sind autobiografische Blogs nicht schlicht ins Internet verpflanzte Tagebücher?
Jein. Natürlich schließen Blogs an analoge Gattungen wie dem Tagebuch oder dem Briefwechsel an. Aber ich denke, dass man zu kurz greift, wenn man sie lediglich als traditionelle Texte versteht, die quasi zufällig online geschrieben und veröffentlicht wurden. Blogs sind ein genuin digitales Format, das sich bei allen Gemeinsamkeiten auch in vieler Hinsicht von den analogen Vorfahren unterscheidet: Wichtig scheint mir zum Beispiel die Tatsache, dass die Texte im Blog augenblicklich publiziert werden und der Leser die Möglichkeit hat, sofort darauf zu reagieren.

Kolleg

Das DFG-Graduiertenkolleg Literatur und Literaturvermittlung im Zeitalter der Digitalisierung ist einem hochaktuellen Themenfeld gewidmet und fördert Dissertationen, die die thematischen, ästhetischen und ökonomischen Auswirkungen der ‘digitalen Revolution’ auf literarische Texte, Akteure und Institutionen des Literaturbetriebs von den 1980er Jahren bis heute untersuchen. Zugleich setzt das Kolleg ein neuartiges Modell geisteswissenschaftlicher Graduiertenförderung um und ermöglicht seinen Doktorandinnen und Doktoranden außer einer hohen wissenschaftlichen Qualifikation auch Praxiskompetenzen im Bereich der Literaturvermittlung. Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier.

 

E.M.

Elisabeth Michelbach studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin, der Université de Lausanne und der Universität Hildesheim. Sie hospitierte an der Berliner Schaubühne, war studentische Hilfskraft am Exzellenzcluster Languages of Emotion der FU Berlin, arbeitete beim Bayerischen Rundfunk und einer strategischen Kommunikationsagentur. Seit Oktober 2013 ist sie Kollegiatin im GRK 1787. Sie schreibt für nachtkritik.de, bloggt auf dertoddesromans und volontiert derzeit bei Rowohlt.Berlin.

 

Buchmesse

Im Rahmen des vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels ausgelobten Ideenwettbewerbs 2014 präsentierten sich das Graduiertenkolleg und Litlog am 11. Oktober 2014 in der Arena Digital im Forum Zukunft auf der Frankfurter Buchmesse (Halle 3.1, K 15). Dabei wurde gezeigt, wie Literaturwissenschaft heute aussieht und wie Digitalisierungsprozesse die Literatur aus unserer Sicht verändern.

 
 
Welchen Stellenwert hat die Digitalisierung für dein Promotionsprojekt?
Einen fundamentalen: ohne Digitalität keine Blogs. Digitalisierung verstehe ich als den technischen Umwandlungsprozess eines analogen Gegenstands in einen digitalen – damit habe ich in meinem Projekt weniger zu tun. Der Prozess des Medienwechsels vom Analogen ins Digitale, der mit dem Begriff ‚Digitalisierung‘ einhergeht, ist aber sehr wohl wichtig für mein Projekt, das ja fragt, wie sich autobiografische Schreibpraktiken im Netz fortsetzen und wo sie sich verändern.

Gibt es ein Netzfundstück, das zu deiner Arbeit passt?
Netzfundstücke sind ja gewissermaßen mein täglich Brot: Die schier unendliche Menge an potentiell interessanten Gegenständen – ein spannender Blog verweist auf 20 weitere und am Ende weiß man gar nicht mehr, wo man angefangen hat – ist eine Herausforderung. Wenn ich mal eine Pause brauche, klicke ich auf diese Seite.



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 Autor*in:
 Veröffentlicht am 27. Oktober 2014
 Kategorie: Misc., Wissenschaft
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Kommentare
 29. Oktober 2014, 17:36 Uhr

[…] im Urlaub, ich war ein bisschen auf Tagungen, ich war ein bisschen auf der Buchmesse, ich war ein bisschen auf Litlog und ich war ein bisschen auf […]

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