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Durch Göttingen geJazzt!
Take three – Uniroyal

Sukie Brinkmanns letzter Artikel aus der Reihe Durch Göttingen geJazzt! richtet den Blick auf die Jazzband des Studentenwerks Uniroyal. »Perpetuum Jazzimile« heißt nicht nur das zuletzt erschienene Album, auch die Combo selbst lässt sich mit diesem Namen sehr gut beschreiben.

Von Sukie Brinkmann

Die Gruppe besteht aus einer stetig wechselnden Besetzung und ist deshalb ständig in Bewegung – ganz wie das Perpetuum. Zurzeit besteht die Gruppe aus zehn Mitgliedern, die sich aus einer Bläsersektion (Ute Wünn, Mareike Müller, Martin Dahmen, Rebekka Hartmann), einer Rhythmussektion (Jan Schönbrodt, Jan Schröder, Dieter Klopfenstein, Alex Weber) und der Gesangsstimme von Esra Sohlström zusammensetzt.

Kleine Proben, große Wirkung

Im Durchschnitt bleiben die Mitwirkenden zwei Jahre in der Band. Die Mitgliedszeit ist davon abhängig welcher Tätigkeit die Einzelnen nachgehen. Die meisten sind Studierende und wenn das Studium beendet ist und ein Stadtwechsel anliegt kommt es zu einer neuen Zusammensetzung. So fehlt der Uniband derzeit beispielsweise ihr Perkussionist und es wird mit Hilfe von Castings ein neues Mitglied gesucht. Bassist Dieter Klopfenstein ist mit nunmehr sieben Jahren das langjährigste Mitglied der Band. Ein weiteres assoziiertes Mitglied ist der Bratsche spielende Francis Norman, der seiner Leidenschaft gehorchte und nach Arnheim gezogen ist, um dort Musik zu studieren. Er kann somit nur noch selten an den Konzerten teilnehmen und den allwöchentlichen Proben nicht mehr beiwohnen.

Zum Projekt

Jazz-Käse-Wein-Abende sind eigentlich nicht Sukie Brinkmanns Sache. Trotzdem fühlt sie sich angezogen von dieser Musik, die gerade den Göttinger Konzertgänger immer wieder umtreibt. Deshalb wird sie sich – aus der Nullperspektive heraus – der virtuosen Tonkunst widmen und eine Annäherung wagen. In drei Artikeln berichtet sie über Management, Milieu und musikalische Finesse der Göttinger Jazz-Szene.

 
 
Diese finden jeden Montagabend im Gebäude der Zentralmensa statt. Der Raum ist kostenlos, was der Band sehr entgegen kommt. Die Bandmitglieder verfolgen nämlich keine monetären Interessen und wollen sich nicht zusätzlich finanziell belasten. Die Einnahmen, die durch die Aufritte zusammen kommen, wandern in die Bandkasse, aus der wiederum alle Ausgaben finanziert werden – im besten Fall bleibt noch eine kleine Prämie übrig.

Natürlich ist es bei einer zehnköpfigen Band schwierig, einen passenden Termin zum Proben zu finden. Deshalb ist die Band bei den Übungsstuden nicht immer vollständig, doch jeder bemüht sich, den Probetermin wahrzunehmen. Genau wie Elisabeth Lindenmayer, die musikalische Leiterin, welche die Gruppe mit Kommentaren und Ideen unterstützt und bei allen Proben mit dabei ist. Üben muss nämlich sein, nicht nur jeder für sich, auch in der Gruppe, da die Band ungefähr fünf bis sechs Auftritte im Jahr hat. 2010 hatte Uniroyal sogar sage und schreibe vierundzwanzig Konzertauftritte. Viele der Anfragen waren kurzfristig eingegangen und wie es der Zufall wollte, hatten alle Bandmitglieder zu den besagten Terminen Zeit. Im Nachhinein betrachtet war alle zwei Wochen ein Konzert zu spielen jedoch zu anstrengend. Immerhin soll die Musik noch ein Hobby bleiben und Studium oder Arbeit sollen nicht zur Nebensache werden.

Rap-Jazz ist kein Kindergarten!

Der Vorteil der vielen Auftritte war aber, dass die Band so gut eingespielt war wie noch nie zuvor. Da der Band zurzeit ihr Perkussionist fehlt, ist das gerade nicht ganz der Fall. Somit wird auch das neue Album noch ein bisschen auf sich warten lassen müssen – geplant ist aber, dass es noch dieses Jahr, nach vierjähriger CD-Pause, erscheinen wird. Aber nicht nur mit Alben, sondern auch mit Musikvideos kann die Göttinger Band glänzen. Das bisher erste, aber wahrscheinlich nicht letzte Video wurde in einer Kita in Göttingen gedreht und handelt von einem sechsjährigen Jungen, der sich vorstellt, zugleich Jazzmusiker und Rapper zu sein. Der Mix aus schwarz-weiß und Farbe und der ständige Perspektivwechsel schaffen einen guten Eindruck davon, wie vielseitig und kreativ die Studentenwerksband ist.

Die interessante Idee stammt von Sebastian Kielmann, der die Produktion in Eigenregie übernommen hat. Den Text hat der Rapper Dennis Ficner geschrieben, der schon mit 17 bei Uniroyal begann, nun aber kein festes Bandmitglied mehr ist. Was nur sechs Minuten dauert, hat in Wirklichkeit viel Zeit gekostet. Mehr als ein halbes Jahr hat die Produktion des Jazz-Rap-Videos gedauert.

Generell ist die Musik von Uniroyal eher modern und eine Mischung aus Instrumentalstücken und Vocals. Dabei ist der Gesang swingbasiert und wenn ein Instrument hinzukommt geht es in Richtung Funk. Auf einen Punkt bringen lässt sich die Musik eher schlecht, da Uniroyal immer wieder etwas Neues ausprobiert und viele Stile mischt. Das macht die Band nicht nur in Göttingen zu einer Größe, auch international haben sie schon Einiges an Erfahrungen mitnehmen können. In der polnischen Partnerstadt Torun hat Uniroyal schon mehrere Male gespielt, in Cheltenham und Zürich konnten sie sich präsentieren, nach Lissabon sind sie durch eine Myspace-Freundschaft mit der Band Soulfato gekommen und sogar beim internationalen Musikfestival in Marrakesch waren sie vertreten. Da die ursprüngliche Band ihren Auftritt in Marrakesch abgesagt hatte, erhielt Uniroyal eine Anfrage vom Goethe-Institut und ist sogleich als Ersatz eingesprungen. Der Auftritt war so erfolgreich, dass sie im Jahr darauf gleich noch mal in der Hauptstadt Rabat auf der Bühne standen.

Der Hauptauftrittsort bleibt natürlich Göttingen, wo die Band bei allen Musikveranstaltungen, wie beim Göttinger Jazzfestival und bei der Nacht der Kultur, mit von der Partie ist. Dieses Jahr, wie auch schon im Jahr 2009, wird Uniroyal auch bei den Internationalen Händelfestspielen mit dabei sein. Dort wird die Band unter dem Motto »Händel meets Jazz« Barock mit Jazz in Einklang bringen. Mal werden barocke Kompositionen verwendet, wobei versucht wird, diese mit den eigenen Stücken zu samplen, oder es wird die Melodie von einigen Händelstücken verwendet und rhythmisch anders unterlegt. Die Band lässt sich immer wieder etwas Neues einfallen. Gerade dieser Aspekt macht die Göttinger Combo zu etwas Besonderem. Die stetig neue Besetzung, die vielen unterschiedlichen Charaktere und die unterschiedlichen Ideen sorgen dafür, dass Uniroyal immer in Bewegung ist.

Sechs Fragen an Dieter Klopfenstein

Sukie Brinkmann: Wer ist in Sachen Jazzmusik Ihr persönliches Vorbild?

Dieter Klopfenstein: Meine Lieblingsbassisten sind Marcus Miller und Dave Holland.

S. B.: Wo spielen Sie am liebsten Bass?

D. K.: Am meisten Spaß macht es immer vor einem möglichst großen Publikum. Je mehr Leute desto besser!

S. B.: Seit wann spielen Sie ein Instrument?

D. K.: Ich spiele nun seit 22 Jahren Bass. Ans Piano habe ich mich auch mal versucht. Da würde ich nun nicht sagen, dass ich es spielen kann, aber zum Komponieren ist es sehr hilfreich.

S. B.: Welcher der Auflandsauftritte war der spannendste?

D. K.: Auf jeden Fall Marrakesch, da der Auftritt mit einer tollen Reise verbunden war.

S. B.: Wo hören Sie am liebsten Jazzmusik?

D. K.: Auf guten Konzerten oder auf meiner selbst zusammen gestellten Anlage zu Hause.

S. B.: Welche Location gefällt Ihnen in Göttingen am besten zum Performen?

D. K.: Da kann ich mich gar nicht entscheiden. Ich finde die Musa super, aber auch das Nörgelbuff. Dort herrscht eine tolle Atmosphäre, da der Raum so klein ist. Dort ist so wenig Platz, dass die Bläser vor der Bühne stehen müssen (lacht).

S. B.: Vielen Dank für das Gespräch!



Metaebene
 Autor*in:
 Veröffentlicht am 24. Mai 2012
 Kategorie: Misc.
 Bild mit freundlicher Genehmigung von Uniroyal
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 Ein Kommentar
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Kommentare
 Klaus Peter Wittemann
 4. Juni 2012, 12:51 Uhr

Schönes Bild!

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