Das Internet treibt seltsame Blüten. Und der deutsche Hiphop beschäftigt sich erstmals mit der derzeit wohl größten Bedrohung der westlichen Industriegesellschaft: den Studierenden. Wer das nicht glauben mag, kennt nicht die Antilopengang. Versuch einer Annäherung.
Von Ole Petras
Die neunziger Jahre gehen in die Chroniken der Popmusik durch die Erfindung der Selbstbezichtigung ein. Zwar hatten bereits Jahre zuvor Punk-Bands wie die Sex Pistols oder The Damned mit ihrem Außenseiter-Image kokettiert, doch geschah dies immer vor der Folie einer möglichst karnevalesk inszenierten Alterität. In den frühen Neunzigern aber traf der öffentliche Hinweis auf das eigene Ungenügen an der immer überlegenen Gesellschaft den Geist der Zeit.
Nirvanas Debüt Bleach (1989), auf dem bereits Titel wie Negative Creep enthalten waren, folgte das epochale Nevermind (1991). »I feel stupid and contagious / here we are now, entertain us«, gröhlten damals Heerscharen enthemmter Jugendlicher. Auch Billy Corgan von den Smashing Pumpkins konstatierte in Geek U.S.A. vom ebenfalls sehr erfolgreichen Album Siamese dream (1993): »I never liked me anyway«. Den vorläufigen Höhepunkt der Slacker- und Grunge-Bewegung aber bildete Beck Hansen, der 1994 in einem in seiner Plakativität schon wieder selbstironischen Song fragte: »I’m a loser, baby / so why don’t you kill me«.
Auf der anderen Seite des Atlantiks schafften Radiohead 1993 ihren Durchbruch mit der Single Creep, in deren Refrain Thom York feststellte: »I’m a creep / I’m a weirdo / what the hell am I doing here? / I don’t belong here«. The Prodigy veröffentlichten ein Jahr später Music for a jilted Generation. Und die seit jeher am unteren Rand der sozialen Ordnung fischenden Pulp begannen ihr programmatisch Different class (1995) benanntes Album mit den Zeilen:
Mis-shapes, mistakes, misfits
raised on a diet of broken biscuits
oh, we don’t look the same as you
we don’t do the things you do
but we live around here, too
Im gleichen Jahr schwappte die immer nur halb-ironische Rede von der eigenen Unfähigkeit in den Mainstream. Spätestens mit Alanis Morissettes Single Ironic (1995) war klar, dass andere Wege beschritten werden mussten. Zeilen wie »it’s like ten thousand spoons when all you need is a knife« oder die ausdauernd wiederholte Floskel »isn’t it ironic, don’t you think« verwandelten die anfangs befreiende Abkehr von der Leistungsgesellschaft in eine ohne Umschweife kommerzialisierbare Pose. Und das war die eigentliche Ironie.
Was ist die Uni?Die einleitende Rückschau hilft bei der Verortung eines Liedes, das in diesem Jahr erschienen ist und meines Erachtens vor dem Hintergrund der skizzierten Entwicklung gelesen werden muss. Es handelt sich um den Song Fick die Uni vom Album Spastik Desaster (2010), für das die unter dem Label Antilopengang firmierenden MCs Panik Panzer, Koljah, NMZS und Danger Dan verantwortlich zeichnen. Wie der Titel bereits andeutet, geht es um die Universität im Allgemeinen und den Typus des Studenten im Besonderen, die mit relativ drastischen Worten kritisiert werden. »Was ist die Uni? Die Uni ist nichts!«, lautet der Kehrvers, »Fick die Uni, fick die Uni, fick die Uni, fick die Uni«.
Angesichts einer derartigen Lust an der Pöbelei erstaunt die so konzise wie kenntnisreiche Argumentation des Liedtextes. Jede Strophe beginnt mit der einleitenden Frage »Was ist die Uni?« und diskutiert anschließend das studentische Leben und Self-fashioning sowie die systemische Geschlossenheit und den gesellschaftlichen Nutzen wissenschaftlicher Arbeit.
ernähren sich nur von Zigaretten und Kaffee
auf ihren Partys tanzen sie zu Elektro und Ragga
sie sind politisch intressiert und engagieren sich im Asta
und sie fahren alle furchbar gerne Fahrrad
sie tragen Second-Hand, Trainingsjacken und haben alle Dreadlocks
bei Vorlesungen schreiben sie alle mit auf ihren Laptops
und hören immer zu, obwohl sie gar nichts verstehen
Neben der Auflistung hinlänglich bekannter Attribute richtet sich die Polemik primär gegen die Eigengesetzlichkeit des Campus. Das studentische Leben wird als Zustand der Uneigentlichkeit verstanden, der dem ›richtigen Leben‹ gegenüber steht. Die Absorption von Lehrstoff kontrastiert dem Wissen um Welt, das der Aufnahme von Information vorausgehen sollte. Nur so ergibt der vorletzte Vers der ersten Strophe Sinn: Die Studenten hören immer zu, obwohl sie nichts verstehen. Das Zuhören setzt in der Logik des Textes also ein Verständnis voraus, das das Subjekt des Textes, anders als die Studierenden, davor bewahrt, die Bodenhaftung zu verlieren: »1933 wären sie alle Nazis gewesen«.
Die zweite Strophe akzentuiert diese offenbar falsche Haltung zu Welt und bindet sie in ein Konzept des Self-fashioning ein. Die Uni ist, so der Text, ein »Sammelbecken für eine Bande pseudoelitärer Straßenpenner«. Um die angestrengte Zuordnung zu erreichen, um sich selbst also aus dem Gros der Menschen exkludieren zu können, gehen die Studenten »immer auf diese schlechen Unipartys« oder sie »machen auf fokussiert, aber verkacken 100 Jahre«. In der lustvollen Pauschalität des letzten Halbverses artikuliert sich erneut die vom Text aufgebaute Alternative zum studentischen Weltentwurf:
Sie halten sich für klug, denn sie lasen mal ein Buch
und hatten in Deutsch eine Eins in der Schule (Fuck you!)
in der Küche hängt ein Poster von Pulp Fiction
ihr Bude riecht nach Tod, doch sie sortieren ihre Stifte
Wiederum ist die endemische Wahrscheinlichkeit vor allem des Pulp Fiction-Posters nicht ganz von der Hand zu weisen, doch beweist der letzte zitierte Vers, dass es nicht um eine inhaltlich motivierte Kritik geht, sondern die Art und Weise der Beschäftigung mit Wissen beanstandet wird. Dies zeigen ebenfalls die nachfolgenden Zeilen, in denen es um die Widersprüchlichkeit des studentischen Selbstbildes geht. Denn die Studenten »markieren immer alles in den Büchern, die sie lesen«, aber »noch lieber als Tote hören sie sich selber reden«. Ein schlicht nicht leugbares Paradox bildet ferner die Annahme, dass Studenten »sich Kaffee von unabhängigen Händlern [kaufen], aber […] für 2 € jede Scheiße in der Mensa [fressen]«. Die besondere Pointe des Textes besteht darin, dass die oberflächlich rüde und vor allem wenig differenzierte Schilderung auf einen Maßstab rekurriert, der nicht nur der Sprechinstanz des Textes, sondern auch dem Objekt der Darstellung eignet. Im Modus der klassischen Ideologiekritik wird den Studierenden vorgeworfen, ihren eigenen Anspruch nicht zu erfüllen, oder wie es – mit nicht unoriginellem Reim – heißt: »[S]ie träumen von der Revolution / während der Arbeit an der nächsten Power-Point Präsentation.«
Es scheint gerade so, als würde der Text sich hier seiner eigenen Moralität bewusst werden. Denn um das intendierte Bashing aufrechtzuerhalten, schließt die zweite Strophe mit den Worten: »sie rennen durch die Uni für ein Paar sinnlose Scheine / und stinken wie Scheiße, Studenten sind Schweine«. Anders als beispielsweise die erzählende Literatur, erlaubt der Poptext eine Minimierung der kausallogischen Verbindung seiner Elemente. Die in diesem um Entlarvung bemühten Kontext seltsam unspezifischen »Scheine« bereiten zwar die nachfolgende Invektive (»Schweine«) vor; interessant ist dennoch, dass der Text dort von Sinnlosigkeit spricht, wo er selbst seinen Begründungshorizont verliert.
Bücher lesen vs. Glühbirnen wechselnDie dritte und vierte Strophe müssen nicht in der gleichen Ausführlichkeit besprochen werden; die grundsätzlichen Verfahren des Textes dürften klar geworden sein. Ich möchte daher auf drei Einzelmotive des Textes eingehen, die mir für die angelegte Kritik zentral erscheinen. Zunächst wäre dies der Verweis auf die Autopoiesis des Systems Universität: »Denn Kommilitonen ficken Kommilitonen und heraus kommen Kommilitonen und von vorn.« Sieht man davon ab, dass der Begriff ›Kommilitone‹ keine Entität, sondern ein Beziehung bezeichnet, unterstellt der Text eine Art genetische Disposition zum Akademiker. Etwas weniger biologistisch argumentiert könnte der Sozialraum Universität das Paarungsverhalten des Akademikers beeinflussen, womit sozusagen zwei Beleidigungen in einer Bemerkung erreicht wären. Auf untergeordneter Ebene ist die Uni als bessere Singlebörse diskreditiert, auf übergeordneter Ebene problematisierte der Text das in diversen Studien belegte Abhängigkeitsverhältnis von sozialer Herkunft und Ausbildungsstand: »ein ewiger Zyklus, ein ekliger Fötus, später ganz wie die Eltern, ein Hippie, ein Öko«.
Auch in der vierten Strophe gibt sich die vordergründige Tirade als Plädoyer für eine Öffnung der Akademie in Richtung der Gesamtgesellschaft zu erkennen:
Was ist die Uni? Die Abkürzung für Universität
studieren ist für mich noch schlimmer als zur Bundeswehr zu gehen
Frieden sichern, Leben retten meinetwegen
aber Studenten fehlt das Rückgrat, sie sind Schreibtischtäter
Es ist, so muss man sagen, ziemlich ungewöhnlich, dass in einem Poptext die Bundeswehr positiv dargestellt wird und, noch schlimmer, der humanitäre Auftrag der Soldaten in den Mittelpunkt rückt. Zwar ist auch hier eine Distanz deutlich markiert, doch erscheint von beiden Übeln das Militär als das geringere. Offensichtlich ist dem Text mit traditionellen Konzepten von Dissidenz nicht beizukommen. Die eng mit dem Nationalsozialismus verknüpften »Schreibtischtäter« sind in offensiven Gegensatz zur bundesrepublikanischen Exekutive gestellt, eine Lesart, die mit der zwar anti-faschistischen, aber eben auch dezidiert anti-parlamentarischen Einstellung des Punk unvereinbar ist. Ob dies im Interesse des Texters liegt, mag dahingestellt sein, der Bundeswehr wird aber implizit bescheinigt, über »Rückgrat« zu verfügen, das heißt verantwortlich und vor allem nach festen Prinzipien zu handeln. Der Student besetzt demgegenüber
[den] Gipfel der Unvernunft. Seht nur wie ihr lebt:
ein Laptop, eine ranzige Matratze, ein Schreibtisch
wie peinlich, wahrscheinlich weint ihr manchmal heimlich
schreibt Texte über Texte und lest Bücher über Bücher
und zu allem Überfluss lest ihr Bücher über Bücher
und schreibt Texte über Texte, wie unkreativ
merkt ihr nicht, dass außer euch kein Mensch so etwas liest
aber nein, denn ihr lebt abgeschottet und zurückgezogen
ihr wisst nicht einmal was Arbeit bedeutet, ihr Idioten
Noch einmal wird die Eigengesetzlichkeit der Universität betont, in diesem Fall aber sozusagen synthetisiert, indem vom geringen Lebensstandard der Studierenden auf die zirkuläre Struktur der Beschäftigung selbst geschlossen wird. Das Schreiben von Texten über Texte und das Lesen von Sekundärliteratur fungieren als Chiffren einer verlorenen Identität oder Wirkmacht des gesprochenen Wortes (bzw. der Arbeit zwecks Gelderwerb). Kreativität äußert sich so in einem Aussetzen der différance, wie Derrida sie dem Hegel’schen ›Begriff‹ entgegenstellte, auf den in dem vorliegenden Text aber sicher nicht angespielt wird. Das Lied parallelisiert vielmehr die Monologizität in der Kommunikation und das autistische Sozialverhalten der Studierenden. Der Verzicht auf Luxus wird nicht als Folge des Studiums, sondern als seine Voraussetzung angesehen. Zu diesem Thema heißt es an anderer Stelle folgerichtig: »Studenten brauchen mehr Studiengebühren«.
Immerhin ist gegen Ende des Liedes ein Erkenntniszugewinn zu verzeichnen, denn nun fragt der Text: »Was bringt es bitte diese weltfremden Bücher zu lesen und zu verstehen / ihr könnt noch nicht einmal Glühbirnen wechseln«. In der ersten Strophe hatte es doch noch geheißen, Studenten hörten immer zu, obwohl sie nichts verstünden. Aber die Sache mit der Glühbirne bleibt. Studierende sind für alle lebenspraktischen Bereiche verloren, so der Tenor des Textes, ihre Beschäftigung ist selbstreferentiell und hat für das Gelingen der Gesellschaft keinen unmittelbaren Nutzen. Wer sich hier an die zu kulturellem Wissen geronnenen Mahnungen der Nachkriegselternschaft oder entsprechende Ressentiments erinnert fühlt, liegt wohl nicht ganz falsch. Die Vorwürfe, die gegenüber der Universität laut werden, lassen sich eins zu eins auf die Popkultur beziehen.
Zu durchdacht, zu eigen, zu doppelbödigDas wirft nicht zuletzt die Frage auf, mit was für einer Form von Musik man es bei dem analysierten Lied zu tun hat und welche Rezeptionshaltung angelegt werden muss. Zunächst zur Einrichtung des Textes: Wie aus den Künstlernamen ersichtlich, handelt es sich bei dem analysierten Stück um deutschsprachigen HipHop. Die Instrumentierung ist sparsam, die Beats zeitgemäß minimal. Der hier nur einmal zitierte, im Lied aber sehr prominent eingesetzte Refrain unterstreicht seine Botschaft (»Fick die Uni«) durch eine Verdopplung der betonten Zählzeiten und einen Chor. Textlich fällt ein häufiger Verzicht auf Reime ins Auge. Die Versbindung wird durch Assonanzen und verschliffene Endsilben erreicht oder schlicht ausgespart (so im Fall von »Asta«/»Fahrrad«). Durch diese Verfahren wird das aufgerufene Genre einerseits bedient, andererseits aber eine zu große Harmonisierung des Songs – wie beispielsweise beim Bubblegum-Rap der frühen Fantastischen Vier – vermieden. Die Antilopengang möchte zumindest auf der Textoberfläche nonkonformistisch rüberkommen. Die Dichte an Beleidigungen schreibt sich in die entsprechenden Schablonen des Vorstadt-Gangsta ein, wie sie unter anderem Sido und sein Label Aggro Berlin für Deutschland definiert haben.
Die Herabwürdigung des Gegenübers (der ›Diss‹) dient bei Sido der eigenen Erhöhung, zugleich wird jedoch auf einen gemeinsamen Kunstbegriff rekurriert. Rapper verspotten sich im sogenannten ›Battle‹ durchaus im Sinne antiker Aemulatio, das heißt sie überbieten einander durch eine besonders treffende und formvollendete Rede. Meisterschaft lässt sich dabei nur in Bezug auf eine angelegte Norm beweisen.
Die Antilopengang variiert dieses Schema in einem nicht ganz unwichtigen Punkt. Zwar lässt sich der Aufbau eines starken Widerparts noch in das beschriebene System bringen, aber das präsentierte und für die Argumentation des Textes unverzichtbare Spezialwissen um das Wesen der Uni und vor allem die motivische ›Ausweitung der Kampfzone‹ integrieren auch den studentischen Alltag in die erzählte Welt des Textes, und damit, nach Maßgaben der Credibility, in die Lebenswelt der Texter. Anders formuliert: Dass die Uni überhaupt ein Thema ist, lässt auf den Adressatenkreis schließen. Die Studierenden werden zu diskursinternen Rivalen.
Die vorgeschlagene Lesart wird durch ein Review untermauert, das online unter dem Pseudonym ›Der digitale Flaneur‹ erschienen ist. Der Rezensent äußert darin die Ansicht, dass die Antilopen »szeneintern … eher nicht rocken« werden: »warum – na ja hierfür sind die Tracks zu durchdacht, zu eigen, zu doppelbödig und vor allem viel zu ehrlich.« Weiter heißt es:
Wäre schön[,] endlich diesen – fast schon reflexartigen – Fremdschamkomplex los zu werden, wenn man von seiner Vorliebe für Rap spricht. Ist ja inzwischen fast sowas wie ein dunkles Geheimnis, man will ja auf Parties nicht gezwungen werden Knödelfingeraction plus Stand-By-Hirnstammrhymepattern zum Besten zu geben.
In diesen Zeilen äußert sich ein merkbares Unbehagen an der etablierten Rap-Kultur. Die musikalische Form wird daher von der Motiv-Palette unterschieden und die Doppelbödigkeit der Lieder zum Qualitätsmerkmal. Dieser Prozess ist komplizierter als es den Anschein hat. Denn letztlich bewirkt die Beschimpfung einer Gruppe von Menschen ihre heimliche Aufwertung; die Rede von den Studenten wiegt schwerer als ihr Diss. Gleichzeitig ist der Text »doppelbödig«, was bedeutet, dass auch die Beleidigten einen ästhetischen Mehrwert aus ihm ziehen können. Es ist denkbar, dass das vorliegende Lied auf eine Uniparty läuft oder zumindest Studierende es mit Lust hören.
In Verteidigung der GesellschaftAn genau diesem Punkt gewinnt die anfangs vorgestellte Kultur der Selbstbezichtigung an Gewicht. »Fick die Uni« unterscheidet sich von den im HipHop gängigen Redefiguren durch eine vollkommen inadäquate Differenziertheit. Das insgesamt eher harmlose Treiben der Akademie kann nicht anders als durch den Rückgriff auf eine abstrakt definierte Lebenspraxis gerechtfertigt werden. Die Betonung des Handefesten, Theorie-fernen unterläuft hingegen die auf popkulturelle Alterität zielende Argumentation. HipHop steht allgemein für die Behauptung des guten Lebens trotz der Gesellschaft, der Text aber behauptet, dass die Uni dem Funktionieren der Gesellschaft entgegen steht.
Der analytische Rest verschwindet, liest man das Stück als Ausdruck einer für den musikalischen Independent der 1990er Jahre charakteristischen Selbstbezichtigung. Kurt Cobains Aufruf »here we are now, entertain us« funktioniert eben nur, wenn das durchaus komplexe Verhältnis zweier Gruppen – das heißt in diesem Fall der Subkultur und des Establishments, der Jugend und der Elterngeneration – in den Blick genommen wird. Die ganz unerhörte Forderung Cobains bestand in dem trotzigen Kampf für das eigene Ungenügen. Der Slogan »Fick die Uni« ist folglich nur für diejenigen witzig, die von der Invektive betroffen sind und ihre Funktionskontexte durch derlei Rempeleien aufzuweichen suchen. Alle anderen aktualisieren lediglich Vorurteile.
Um also die Analyse zu einem vorläufigen Abschluss zu bringen: Ein wörtliches Verständnis des Textes – im Sinne von ›Fick die Uni, don’t you think?‹ – geht an der Peergroup vorbei. Eine uneigentliche Lesart aber entschärft die Vorwürfe. Es mag den Germanisten eine Warnung sein, dass alle Studenten »in Deutsch eine Eins« hatten. Die eigentliche Message enthält der in seiner Plakativität schon wieder selbstironische Titel. »Fick die Uni« heißt übersetzt: »We don’t do the things you do / but we live around here, too.«
1. Meiner Meinung nach riecht ihre Wohnung nach Brot und nicht nach Tod.
2. Und definitiv hören studenten lieber tomte, und nicht den tod.
Na, wer schreibt denn da Texte über Texte?
nun nehmt doch ma nich alles so ernst, ihr hochgestochenen studischweine 😉
Aus dem Lied “Kommentarfeld” vom “Motto Mobbing”-Album von Koljah und NMZS heißt es übrigens:
“Du findest “Fick die Uni” cool, dann fick dich!”
Somit ist es leider nicht nur denkbar, sondern Fakt, dass dieses Lied eben auf jeder Uniparty läuft und von Studenten gerne gehört wird.
Zu beobachten ist aber auch, dass die Antilopengang gar keine Lust mehr auf dieses Lied hat, es auf Konzerten eher hinter sich bringt als zum Besten zu geben.
Übrigens lautet der Refrain im zitierten Song “Kommentarfeld”:
“Du bist wirklich sehr belesen, sehr klug, sehr schlau.
Keiner peilt was wir tun, aber du hast uns durchschaut.
Deshalb kannst du dir auch denken, wie wir denken und auch handeln.
Schreib es in ein Kommentarfeld >Ich hab es verstanden!<"
Damit müsste eben dieser Text von Ole Petras auch angesprochen sein, der eben schon beim selbst so genannten Versuch einer Annäherung an das Lied "Fick die Uni" scheitert.
eine schönere auseinandersetzung mit den studentischen eigenheiten findet der interessierte leser übrigens hier: http://anti.blogsport.de/2010/02/01/studenten-und-andere-idioten/
alter, aus welchem grund nimmt man denn ein lied so auseinander? o.O das ist krank :DD
alter, checkt ihrs irgendwann? die antilopengang, das sind doch studenten! der song ist ne ironisch gewendete metametakritik, verpackt als antithetisch lancierte satire, ist doch sonnenklar.
endlich werden auch lieder so zertückelt wie literatur. wär ja noch schöner wenn man musik genießen könnte ^^
Ja checkt ihr’s denn nicht? Wie kann man einen Studentendiss mehr dissen als mit einer Quasi-Diss-ertation nur über diesen Diss!