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Glocal Places of Literature

Welche Bedeutung haben Orte für Produktion, Vermittlung, Rezeption von Gegenwartsliteratur? Welchen Einfluss haben Lokalität/Globalisierung auf diese Aspekte der Literatur des 21. Jh., wie können diese Veränderungen konzeptualisiert werden? Dem nahm sich die Konferenz »Glocal Places of Literature« an.

Von Frederik Prush

Seit acht Jahren veranstalten NachwuchswissenschaftlerInnen der im Seminar für Deutsche Philologie angesiedelten Abteilung der Komparatistik jeden Sommer eine Tagung zu einem selbstbestimmten Thema. Das diesjährige Organisationsteam der komparatistischen Nachwuchstagung, welches aus Marleen Knipping (Doktorandin im Bereich Nordamerikastudien), Julia Kroll (Doktorandin im Bereich Anglistische Literatur- und Kulturwissenschaft) sowie den Studierenden Malin Andraschko, Gülsin Çiftçi und Virginia Pasquinelli bestand, entschied sich für die thematische Schnittstelle zwischen Orten und dem literarischen Feld. Unter dem Titel »Glocal Places of Literature: Production | Distribution | Reception« bot die Nachwuchstagung einen Rahmen für insgesamt 18 Vorträge, vornehmlich von Promovierenden und PostDocs, welche unterschiedliche methodologische und interdisziplinäre Einsichten zu der Verflechtung lokaler und globaler Orte mit Produktions-, Vermittlungs- und Rezeptionspraktiken von Weltliteratur im 21. Jahrhundert vorstellten.
Die Tagung griff einige Forschungsgegenstände auf, die im selben Format bereits unter den Themen bisheriger Nachwuchskonferenzen wie »Literaturgeographie« (2007), »Literaturvermittlung« (2011) und zuletzt »Verortung von Heimatdiskursen« (2013) diskutiert wurden. Die Relevanz der Thematik, so die TagungsorganisatorInnen in ihren Einführungsworten, sei jedoch im 21. Jahrhundert stetig gewachsen und der Diskussionsbedarf bei Weitem nicht gedeckt: Literaturvermittelnde Praxen profitierten zwar von der Globalisierung des literarischen Feldes, beispielsweise durch den vereinfachten Zugang zu bisher unbekannten AutorInnen und Literaturen sowie der zunehmenden Anfertigung von Übersetzungen, jedoch seien sie selten losgelöst von geopolitischen Überlegungen und literaturgeographischen Ungleichheiten, retro-national(istisch)en Absichten und formal-ästhetischen Universalisierungstendenzen. Resultierend würde in Zeiten der globalen Deterritorialisierung und des transnationalen Kulturaustausches lokalen Orten der Produktion und Rezeption zuletzt immer mehr Bedeutung beigemessen. Schriftstellermuseen, etwa in Istanbul und Stockholm, Literaturhäuser wie das Literarische Zentrum Göttingen, »UNESCO Cities of Literature«, zum Beispiel in Edinburgh und Tartu, seien erst im digitalen Zeitalter entstanden und böten somit einen spannenden Untersuchungsgegenstand. Nicht zuletzt erfordere die lokal/globale Dichotomie eine Neudefinition von Orten. Ziel der Tagung war es zu erkunden, ob das Lokale und das Globale immer noch als gegensätzliche Konzepte betrachtet werden können oder ob lokal produzierte, jedoch oft global vertrieben und gelesene literarische Kulturen nicht vielmehr durch die Art und Weise gekennzeichnet werden müssten, in der das Globale und das Lokale interagieren. Inwiefern trägt dies zu einer »glokalen« Praktik bei?

 

Der Keynote-Vortrag von Nicola Watson (The Open University, England) eröffnete die Konferenz und beendete ebenfalls den offiziellen Teil des ersten Konferenztages. Watson konzentrierte sich zunächst auf die Frage, warum Schreibtische von AutorInnen wie Daphne du Maurier, Jane Austen und Roald Dahl einen so großen Stellenwert einnehmen und verwies auf das Bild des schriftstellerischen Schaffens am Schreibtisch. Watson betonte vor diesem Hintergrund nicht nur die materielle, sondern vor allem auch die metonymische Qualität des AutorInnen-Schreibtisches für die öffentliche Vorstellung des SchriftstellerInnen-Daseins. Diese sind losgelöst vom tatsächlichen und materiellen Prozess der Literaturproduktion. Somit wird der Schreibprozess erst im Akt der Erinnerung lokalisiert.
Vor allem der Inszenierung des Schreibtisches kommt eine ausgesprochen wichtige Rolle zu, da diese den Prozess des Schreibens und Arbeitens für BeobachterInnen greifbar macht. Darüber hinaus verkörpert beispielsweise Austens Schreibtisch auch die Charakteristika weiblichen Schreibens im 19. Jahrhundert, namentlich Bescheidenheit und Zurückhaltung, die vor allem das häusliche Setting, in dem der Tisch sich befindet, unterstreicht. Die Authentizitätsfrage wird bei der Schreibtischinszenierung (noch) nicht gestellt. So handelt es sich bei Emily Dickinsons Schreibtisch im entsprechenden Museum nur um ein Duplikat, das für ihre Schwester angefertigt wurde. Auch Hans Christian Andersens Schreibstube wurde von Kopenhagen, dem Ort seiner Arbeit, in seinen Geburtsort verlegt. Von der lokalen Urszene künstlerischen Schaffens gelöst, scheinbar Zeit und Raum überwindend, erlangt Andersens Schreibstube nur in diesem Akt der Verlegung globale Relevanz, ohne jedoch das Narrativ von Ort und Verheimatung abschütteln zu können. Diese Translokalisierung betont die metonymische Qualität des Schreibtisches. Wie diese Beispiele zeigen, wird der Schreibtisch als Ort des Schreibens fetischisiert und lebt vor allem durch die Vorstellung der BetrachterInnen.

Den Start in den zweiten Konferenztag lieferten Ulrike Spring und Johan Schimanski (Universität Oslo) mit ihrem Vortrag über literarische Museen und deren Erforschung als zugleich (trans-)nationale Orte. Gleich zu Beginn präsentierten Spring und Schimanski ihre Erkenntnis, dass literarische Museen eng mit dem identitätsstiftenden Nationalen wie auch dem Transnationalen verknüpft seien, was sich nicht nur am Leben der ausgestellten AutorInnnen, sondern durchaus auch in den Kommunikationsfunktionen, dem Aufbau und der Gestaltung literarischer Museen durch die KuratorInnen zeigt. So dienen die Museen, wie das »Museum of Innocence« in Istanbul oder die Strindbergmuseen in Stockholm und Saxen (Österreich), der Repräsentation einer bestimmten Identität. Vor allem im 19. Jahrhundert waren SchriftstellerInnen eng mit der Nation verbunden, wobei ihr Ruhm zugleich stark vom internationalen Vergleich abhing. So zeigten Spring und Schimanski eindrucksvoll, u.a. am Beispiel der Autoren Edith Södergrans und August Strindbergs, wie fließend die Grenzen der nationalen Zugehörigkeit sind und wie sehr ihr nationaler Bezug eher im Sinne ihres Herkunftslandes denn mit ihrem tatsächlichen Leben zu sehen ist. So war Södergran Finnlandschwedin, gehörte zur Schwedisch sprechenden Minderheit Finnlands und wurde in Sankt Petersburg geboren, der Schwede Strindberg folgte eher einer transnationalen als einer nationalen Weltsicht; das menschliche Interesse stand für ihn über dem nationalen und er verbrachte einen großen Teil seines Lebens außerhalb Schwedens, so unter anderem in Frankreich, Deutschland und Österreich. Für Spring und Schimanski manifestiert sich Transnationalität auf unterschiedlichen Wegen und bietet so zum Beispiel Überschneidungspunkte u.a. mit Hybridität und Globalisierung. Schlussendlich betonen sie die gegenseitige Bedingtheit von Transnational und National wegen der vorhandenen transnationalen Elemente in traditionellen literarischen Museen.

Im ersten Panel »Languages – Circulation – Markets« wurden zunächst Aspekte der globalen Literaturproduktion unter die Lupe genommen; insbesondere im Kontext von Überlegungen zu dem Anwachsen transnationaler ästhetischer Standardisierung und der Bedeutung von Übersetzungen für kleinere Literaturen im heutigen Marktgefüge. Pedram Maniee (Shahid Beheshti Universität Teheran) betrachtete die Rolle von ÜbersetzerInnen auf einem globalisierten Literaturmarkt. Unter Zuhilfenahme auf die verschiedenen Definitionen von Globalisierung in Theorien der Moderne, des Neo-Marxismus und der Postmoderne stellte Maniee insbesondere zwei Ansätze aus historisch nachvollzogenen Übersetzungspraktiken vor: Den Fokus auf den »target text«1, welcher häufig eine übersteigerte Konservierung des »Fremden« mit sich brächte, und den Fokus auf den Quellentext, welcher zwar lokale Spezifika beibehalte, aber in formal-ästhetischer Hinsicht häufig an die Grenzen des Übersetzbaren trete. In der Mischung dieser Ansätze fungiert die/der ÜbersetzerIn als verbindendes Glied unterschiedlicher Kulturen und kann, wenn auch nur im beschränkten Maße, Lokalismen in eine globale Domäne bringen.
Thomas Patrick Wisniewskis (Villa I Tatti, Universität Harvard), per Videokonferenz zugeschaltet, behandelte als Fallbeispiel für die Verbreitung von Literaturen auf dem Weltmarkt dezidiert Karen Blixens komplizierte Autorinnenschaft an der Schnittstelle zwischen ihrer dänischen Herkunft und ihrer US-amerikanischen Rezeption. Obwohl Blixen einige Bücher aus ökonomischen Gründen zuerst auf Englisch verfasste und sie später ins Dänische übersetzte, können diese als ›rein dänische Literatur‹ bezeichnet werden. Wisniewski zeigte, dass Blixen in kontinuierlicher Wechselbeziehung mit dem weltliterarischen Raum stünde und lokal/globale Dichotomie aufbräche.
Ene-Reet Soovik (Universität Tartu) erläuterte die enge Zugehörigkeit lokaler und globaler Geschichte anhand von Mellis Friedenthals Roman The Willow King, der im Estland des späten 16. Jahrhunderts spielt. Transnationalität ist eines der zentralen Themen; so spiegelt sie sich nicht nur in der Nationalität des Protagonisten, eines Holländers, sondern auch in der Architektur der heute noch existierenden Orte sowie in der Zusammensetzung der Bevölkerung, welche unter anderem aus Deutschen, Schweden und Litauern besteht, wider. Vor allem hob sie hervor, dass, obwohl die multilinguale Komposition des Werks eine wichtige Rolle für Transnationalitätskonzepte spielt, es bisher nur wenige Übersetzungen des Buches gibt, obwohl die sprachliche (und räumliche) Grenzüberschreitung des Werks die Zentrum-/Peripherie-Teilung im Sinne von Masseys Ansätzen aus der Kulturgeographie2 verschmelzen ließe.

In Panel II, »Institutions – Distribution – Access«, sprach Jack McMartin (KU Leuven, Brüssel) zunächst über die Rolle internationaler Buchmessen als grenzüberschreitendem Vermittlungsraum im transliterarischen Marktgefüge. McMartin nahm insbesondere die Marketing- und Brandingpraktiken des »Flemish Literature Fund« unter die Lupe und entschied auf Basis seiner Analyse, dass das kosmopolitische Auftreten des Funds auf der Frankfurter Buchmesse 2016 tragend für die internationale Rezeption flämischer Werke war.
In ihrem Vortrag betonte Marleen Knipping (Georg-August-Universität Göttingen), dass lokale Unterstützung, beispielsweise durch bundessstaatliche Organe oder lokal angesiedelte Unternehmen, tragend für die Literaturlandschaft im amerikanischen Mittleren Westen sei und die lokale Verwurzelung die internationale Rezeption erst ermögliche.

Reger Austausch bei der Posterpräsentation

Im dritten Panel »Contexts – Production – Audiences« konzentrierte sich Sambuddha Jash (Universität Delhi) zunächst auf »Readership, Social Ethos and the ‘Glocalized’ Indian English Fiction«, indem er das jüngste Hervortreten von genre fiction mit Faktoren wie Konsumkultur, neueren Entwicklungen im indischen Bildungs- und Ausbildungssektor und einer sich neu herausbildenden Mittelklasse korrelierte. Ebenso widmete sich Barbara Danti (Georg-August-Universität Göttingen) kontextuellen Faktoren, auch wenn ihr Forschungsgebiet Irland einen stärkeren Fokus auf historische Bedingungen nahelegt. Unterscheidend zwischen evolutionären und epistemologischen Funktionen von Literatur, aufgezeigt anhand historischer Entwicklungen im Irland des 19. Jahrhunderts, legte ihr Argument einen Rückbezug auf die Ausbildung neuer literarischer Genres nahe.

Zum Abschluss des zweiten Konferenztages widmete sich das vierte Panel »Cities – Materiality – Transformations« dezidiert der Verbreitung und Rezeption von Literaturen, insbesondere im Hinblick auf Mittlerinstitutionen, welche den literarischen Austausch ermöglichen. Die Diskussion drehte sich um die gegensätzlichen Tendenzen geringerer LeserInnenzahlen auf der einen Seite und höheren BesucherInnenzahlen literarischer Veranstaltungen bis hin zu einem so deklarierten »Lesungsboom« auf der anderen Seite. So hob Anja Johannsen (Literarisches Zentrum Göttingen) in historischer Perspektive die Institutionalisierung des lokal verortbaren Lesungsbetriebs seit den 1970ern hervor, um konsequent auf die im Zuge dieser Entwicklung kritisch hervorgebrachten gängigen Monita der Kapitalismuskritik und der Entertainmentabsicht einzugehen. Ähnlich gefangen im lokal/globalen Diskurs zeigt sich laut Mart Velsker (Universität Tartu) auch die »UNESCO City of Literature Tartu«, die performativ klar lokalisierbare Literaturtraditionen hervorhebt, um symbolisches und finanzielles Kapital auf globaler Ebene zu erlangen und so das Image der Stadt für die Tourismusindustrie zugänglich zu machen.
In Edinburgh, auch eine der »UNESCO Cities of Literature«, könne, laut Laura McAleese (Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main), eine ähnliche Marketingstrategie beobachtet werden, beispielsweise anhand der Verschmelzung physischer Festschreibungen literarischer Traditionen mit dem Stadtbild. So sei etwa das Gebäude des in Edinburgh ansässigen Schottischen Parlaments mit Zitaten schottischer SchriftstellerInnen verziert, um durch die kontinuierliche Hervorhebung dieses traditionellen urban-literarischen Erbes Literaturtourismus anzukurbeln.

Das fünfte Panel »Locations – Networks – Reception« führte Überlegungen des vierten Panels weiter aus, indem es wiederum die Bedeutung des Lokalen für globale Literaturrezeption in den Vordergrund stellte. So begann der dritte und letzte Tag der Konferenz mit Chandrika Kumars (Doon Universität Dehradun). Er ermöglichte einen faszinierenden Einblick in die Welt indischer Literaturfestivals, welche im Zentrum einer Leserevolution innerhalb Indiens stehen und von denen es ca. 100 über das Jahr verteilt in ganz Indien gibt. Doch er betonte, dass diese Festivals nicht nur Literaturveranstaltungen, sondern auch andere Kunstformen wie Musikaufführungen anbieten und somit als Orte des Austauschs von AutorInnen und LeserInnenschaft sowie als Orte der Distribution und Rezeption von Literatur gesehen werden können.
Sandra Rührs (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) griff den von Kumar eröffneten Themenkomplex auf. Nach dem soziologischen Ansatz Henri Lefebrves, der unter anderem durch seine Untersuchung der Produktion des Raums bekannt wurde, untersuchte sie die Einbettung des Münchener Literaturfestivals in den städtischen Raum und legte den Fokus auf den Kommunikationsprozess zwischen Bühne und Publikum. So hob sie den Zusammenhang zwischen der audiovisuellen Erfahrung und dem jeweiligen Veranstaltungsort hervor. Sie zeigte, dass Architektur und Ausgestaltung ebenso wichtig sind wie die Interaktion von Bühne und Publikum.
Mit ihrem Beitrag »A Heterotopic and Glocal Place: Masumyiet Müzesi« knüpfte Lebriz Sönmez (Balkesir Universität) an die zweite Keynote an und widmete sich dem »Museum of Innocence« (»Masumyiet Müzesi«) in Istanbul, welches durch den Verfasser des gleichnamigen Romans, Orhan Pamuk, eröffnet wurde. Sie untersuchte die Verbindung von Roman und Museum durch Foucaults Konzept der Heterotopie.3 So stellte sie heraus, dass es sich beim »Museum of Innocence« um die Materialisierung Pamuks Romans handelt und um – insbesondere durch die Verortung Istanbuls als Stadt zweier Kontinente – einen transnationalen Ort für Jedermann.

Im sechsten Panel der Konferenz »Placelessness – Hybridity – Aesthetics« drehte sich die Diskussion vermehrt um den Einfluss physischer Orte auf die Textproduktionen an sich und bot bezüglich der Textinhalte und -formen Oberbegriffe wie »Heimat«, »Zugehörigkeit« und »(Im)Mobilität« an. Anna Savitskaya (Georg-August-Universität Göttingen) untersuchte Mohasin Hamid‘s Exit West auf Basis von Platons chorischem Konzept. Die Heimat wird innerhalb des Romans global, vor allem auch durch den Einfluss des Autoren selbst. Dieser hat pakistanische Wurzeln, lebt in New York und London und behandelt globale Themen innerhalb seiner Werke. Außerdem zeigte sie auf, dass sich innerhalb des Romans Elemente des magischen Realismus finden, welche den Prozess der Migration beschreiben.
MaryAnn Snyder-Körbers (Julius-Maximilians-Würzburg) betrachtete Teju Coles Buch Open City und andere Werke Coles mittels des Forschungsschwerpunktes der Anekdote. So bettete sie Coles Roman in literarische Formen der Moderne ein und verknüpfte seine Werke darüber hinaus mit transnationalen Themen, beispielsweise Migration. Zudem legte sie einen weiteren Fokus auf »Kleine Schicksale«, ein Projekt, bei dem Cole über seinen Twitteraccount die alltäglichen Schicksale von NigerianerInnen in der Form von Anekdoten veröffentlichte und dadurch zeigen konnte, wie international die Schreibprozesse geprägt sind.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Konferenz einen tiefgreifenden und weiten Blick in die Fragen der Produktion, Rezeption und Distribution von Literatur gab. Die vielfältigen Panels boten ein Kaleidoskop an (trans-)nationalen und lokalen Verbindungen der Literaturindustrie. Das enge Verhältnis zwischen dem Globalen und dem Lokalen wurde in vielen Vorträgen hervorgehoben und verdeutlichte, dass beide Kategorien nur schwer unabhängig voneinander betrachtet werden können. Die Vielfältigkeit literarischer Festivals und Museen, welche der Literatur eine Fülle an unterschiedlichen Darstellungs- und Inszenierungsmöglichkeiten bieten, eröffnen Ansätze zu weitergehender und tiefgreifender Forschung. Der im Konferenztitel angekündigte Fokus fand sich in allen Vorträgen wieder und bot gleichzeitig Anregungen für neue methodische Herangehensweisen zur Erforschung dieses Themas. Die Interdisziplinarität der Konferenz zeigte neue Perspektiven auf die kulturelle, soziale wie auch ökonomische Wirkkraft literarischer Erzeugnisse im 21. Jahrhundert, eine Zeit, die vor allem in den letzten Jahren von der Diskussion der Globalität und Lokalität geprägt ist. Somit knüpft die Konferenz an aktuelle gesellschaftliche Debatten an und zeigt, dass das Studium der Literatur, die Auseinandersetzung mit ihrer Wirkmächtigkeit in all ihren Facetten relevante Beiträge zu aktuellen Ereignissen liefern. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Konferenzen eine ähnliche Relevanz und Aktualität entfalten können.

  1. Im Gegensatz zu der Originalfassung in der Ausgangssprache, dem Quellentext, beschreibt der Begriff »target text« (Dt.: »Zieltext«) die übersetzte Fassung.
  2. Siehe beispielsweise Doreen Massey: Space, Place, and Gender (Cambridge: Polity, 1994).
  3. Als heterogene Orte stellen Heterotopien Gegensätze zu Utopien dar, welche die Gesellschaft in ihrer Idealform zeigen. Laut Foucault stehen Heterotopien gleichermaßen außerhalb aller Orte, sind gleichzeitig jedoch in der Lebensrealität verankert. Foucault beschreibt die Heterotopie als »effectively enacted utopia in which the real sites, all the other real sites that can be found within culture, are simultaneously represented, contested, and inverted.« Michel Foucault: Of Other Spaces (Diacritics 16.1, 1986): 24.


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 Autor*in:
 Veröffentlicht am 27. Juli 2018
 Kategorie: Wissenschaft
 Plakatgestaltung: © Thorge Beilfuß
Konferenzbilder: Gülsin Çiftçi
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