Impressum Disclaimer Über Litlog Links
Poetry Slam
Schabernack mit Sprache?

Unsere Autorin Janine Seeger berichtete für LitLog bereits über die diesjährigen Poetry Slam-Meisterschaften in Hessen. Nun stellt sie den Sieger des hessischen DichterInnenwettstreits, Lars Ruppel, vor, der vom 6. bis 9. November bei den 17. deutschsprachigen Poetry Slam Meisterschaften in Bielefeld antreten wird. Ein Porträt über einen Slampoeten, der mit Sprache nicht nur Schabernack treibt, sondern sich auch sozial engagiert.

Von Janine Seeger

Vom 21. bis 23. Juni 2013 fanden die fünften hessischen Poetry Slam Meisterschaften in Kassel statt. Mit dem Finale des Hessenslam endete auch der zehntägige Hessentag 2013 in Kassel. Er verzeichnete mit 1.830.000 Besuchern einen neuen Besucherrekord. Doch damit nicht genug: Die Stadt Kassel konnte sich zum Abschluss auch noch über die Auszeichnung des Bergpark Wilhelmshöhe als »Weltkulturerbe« freuen. Doch nicht nur Kassel hat viel zu bieten, denn der Ü20-Gewinner des Hessenslam kommt aus Marburg und heißt Lars Ruppel. Er ist bereits ein alter Hase in der Szene und kommentierte den Sieg auf seiner Homepage ganz bodenständig:

»Hui! Ich habe den Hessenslam 2013 gewinnen dürfen. Wer Poetry Slam kennt, weiß aber, dass ein Sieg bei einem Poetry nicht allzu viel Bedeutung hat. Jeder Poet weiß, wie viele Faktoren das Ergebnis bestimmen. Deswegen: Geil! Aber: was soll’s.«

Er bestätigt damit, was auch schon Hessenslam-Organisator Felix Römer im Interview mit Litlog erwähnte, nämlich, dass die meisten Slammer der Auffassung sind, dass das Gewinnen nicht im Vordergrund steht und dass die Grundidee des Poetry Slams nicht die ist, dass man sich gegenseitig anstachelt, weil – so Römer – »wir Kunst machen und keinen Sport«.

Mit Sprechbildern zum Sieg

Er dürfte seinem Kollegen Lars Ruppel den Sieg also gönnen. Dieser überzeugte mit seinen Gedichten »Holger, die Waldfee« und »Nicht schlecht, Herr Specht«, die aus seiner Sprechbilder-Reihe stammen. Er wird nun vom 6. bis 9. November bei den 17. deutschsprachigen Poetry Slam Meisterschaften in Bielefeld das Bundesland Hessen vertreten. Laut Veranstalter sind die Meisterschaften auch gleichzeitig das größte Bühnenliteraturfestival Europas. Hier kommen Poeten und Poetinnen aus Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz zusammen und treten nach altbekannten Regeln gegeneinander an. Die drei goldenen Regeln dabei lauten: Nur selbsterdachte Texte, Gedichte etc. sind erlaubt, die maximale Lesezeit beträgt 5 Minuten und es dürfen keine Hilfsmittel wie Verkleidungen oder Instrumente benutzt werden.

Nach dem Auftritt wird eine Publikumsjury Punkte von 1 bis 10 vergeben. In Bielefeld wird es neben den bekannten Einzelwettbewerben zusätzlich auch einen Teamwettbewerb geben. Hier können mehrere Slampoeten in einer Gruppe gegen andere Gruppen antreten. 20 Teams werden dabei sein. Was viele nicht wissen: Lars Ruppel war ebenfalls Mitglied einer solchen »Slam-Boygroup«. Sie nannte sich SMAAT und auch Felix Römer, Gabriel Vetter und Sebastian 23 gehörten dazu.

Bio

Lars Ruppel (Jahrgang 1985) ist in Gambach/Hessen aufgewachsen und lebt in Marburg und Berlin. Er ist hauptberuflicher Poetry Slammer, zudem leitet er Workshops und ist als Moderator tätig. Er hat bei Organisation der hessischen Poetry Slam Meisterschaften 2009, 2010 und 2012 mitgewirkt. Seit 2009 ist er Leiter des Alzheimer Poesie Projektes »Weckworte« (ehemals Alzpoetry) und gibt Fortbildungen und Vorträge im ganzen deutschsprachigen Raum.
 

Gö-Slam

Der nächste Slam in Göttingen findet am 29. September um 20:15 Uhr erstmals in der neuen Location im Jungen Theater statt. Mit u.a. Christian Ritter aus Bamberg, Malte Roßkopf aus Berlin, Christian Bartel aus Köln und Paul Weigl aus Berlin.
 
 
Auf Ruppel warten in Bielefeld über 100 andere Kandidaten, gegen die er sich durchsetzen muss. Er ist dabei einer der wenigen Slammer, die Poetry Slams hauptberuflich machen. Er lebt von seinen Texten und den Auftritten. Wer jetzt denkt, Ruppel treibt mit Sprache nur Schabernack, liegt jedoch falsch. Er engagiert sich durch sie auch sozial. Besonders wichtig ist ihm das Projekt »Weckworte«. Hierfür besucht er Senioren- und Behindertenheime, um Demenz- und Alzheimerpatienten mit Gedichten klare Momente zu bescheren. In der Gruppe treffen sich die Patienten und auch das Pflegepersonal, um bekanntes Gedichtgut vorzulesen oder auch auswendig aufzusagen. Oftmals erkennen die alten Leute die Gedichte, da sie sie zu ihrer Schulzeit auswendig lernen mussten und sich nun erinnern können. Gemeinsam werden die Texte auf verschiedene Weise vorgetragen. Lars Ruppel bietet auch Workshops für das Pflegepersonal und alle Interessierten an. So hat er beispielsweise einen Vorbereitungsworkshop mit Schülern gemacht, die dann im Seniorenheim Texte vorgetragen haben. Die Patienten haben auch durch gezieltes Ansprechen die Möglichkeit die Gedichte zu ergänzen. Hierbei entstehen häufig ganz eigene Interpretationen bekannter Gedichte, was den Erfolg des Workshops bestätigt, da die Leute alle gemeinsam aktiv an den »Weckworten« teilhaben.



Metaebene
 Autor*in:
 Veröffentlicht am 23. September 2013
 Bild mit freundlicher Genehmigung von Lars Ruppel
 Teilen via Facebook und Twitter
 Artikel als druckbares PDF laden
 RSS oder Atom abonnieren
 Ein Kommentar
Ähnliche Artikel
Ein Kommentar
Kommentare
 c.seeger
 18. Oktober 2013, 20:03 Uhr

ich selbst bin altenpflegerin und praxisanleiterin, habe also oft mit demenzerkrankten, alten leuten zu tun und weiß um die wirkung solcher weckworte und wie leicht und gut man dann mit den menschen wieder kommunizieren kann und das dies eine sehr wichtige arbeit und aufgabe ist, ich bin dankbar um solch kreative poetry slamer. das dies manchmal sehr witzig ist, was dabei herauskommt, kann ich bei meiner arbeit als pfleger nur bestätigen, aber egal hauptsache man kommt an die patienten wieder ran und man hat wieder einen kontakt bzw. anknüpfpunkt. dies erkläre ich meinen schülern auch immer wieder…

Kommentar schreiben

Worum geht es?
Über Litlog
Mitmachen?