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(Un)qualifizierte Beobachtung

Über dem südlichen Göttingen wurden Anfang September Lichtformationen und -manöver beobachtet, die in das Schema weltweit beobachteter sogenannter UFO-Sichtungen fallen. Doch Schulterzucken und die Verneinung des Möglichen – außerirdische Flugobjekte – sind die Standardreaktionen.

Von Sven Grünewald

An den Gedanken, dass es »da draußen« im All noch anderes Leben gibt, werden wir zunehmend mehr gewöhnt: Wir schicken Sonden in unser Sonnensystem, die Bedingungen entdecken, unter denen nach gängigen Vorstellungen Leben entstanden sein könnte – gemeint sind dann vor allem Bakterien/ einzellige Organismen. Wir entdecken organische Verbindungen auf Asteroiden und Kometen, die diese Lebensbausteine auf die junge Erde gebracht haben könnten – was damit auch in anderen Sonnensystemen möglich wäre. Und obwohl wir bei der Exoplanetensuche immer noch ziemlich weit am Anfang stehen, sind bisher etwa 4.000 solcher Planeten bekannt oder haben »Kandidatenstatus« – warten also noch auf Bestätigung. Statistisch geht man zur Zeit davon aus, dass jeder Stern in der Milchstraße ein bis zwei Planeten um sich kreisen hat. Bei 100 bis 300 Milliarden Sternen sind das – nicht wenige. Das SETI-Projekt sucht seit den 1960er Jahren nach außerirdischen Radiosignalen. Nicht zuletzt beflügeln Serien wie Star Trek und Star Wars die Vorstellungskraft, dass menschliche Existenz auf Planet Erde eben nicht die einzige Intelligenz ist, die das Kaugummi erfunden hat.

100 oder mehr Lichter, so der Augenzeugenbericht, flogen nach Einbruch der Dunkelheit von Süden in Richtung Geismar. Sie waren in zwei Reihen angeordnet, dann stoppte die Formation, die Lichter flogen durcheinander, wiederum außen umkreist von zwei rot-blau blinkenden Lichtern. Dann ist die Formation irgendwann sehr schnell aufgestiegen und vom Himmel verschwunden. Solche Spektakel sind nicht neu. Dafür gibt es den Begriff UFO – unidentifiziertes Flugobjekt, denn niemand weiß zunächst, um was es sich handelt. Es gibt UFO-Sichtungen, die sich im Nachhinein als ziemlich unspektakuläres irdisches oder astronomisches Objekt erweisen; aber bei weitem nicht alle. Es bleibt immer ein Restbestand übrig, der unerklärbar ist – selbst nach Abgleich mit Flugplänen, Radaraufzeichnungen oder Veranstaltungskalendern. Es existieren nicht wenige dieser Fälle. Seit 1947 summieren sich die weltweit gut belegten (Radaraufzeichnungen, glaubwürdige Augenzeugen, Beeinflussung von Technik), aber unerklärbaren UFO-Sichtungen auf vermutlich mehrere Tausend – eine genaue Zahl gibt es nicht. Zudem ist die Dunkelziffer gar nicht erst gemeldeter Beobachtungen vermutlich sehr hoch. Piloten stehen mitunter seitens ihrer Airline unter Druck, nicht über solche Vorfälle zu sprechen; Militärs sind der Geheimhaltung verpflichtet; und den »Normalbürger« hält man oft genug für einen unqualifizierten Beobachter.

Eine Frage der Zahlen

Dem Göttinger Tageblatt war die Sichtung bei Geismar zwei längere Artikel wert, »Experten« wurden zitiert und verschiedene Erklärungsmöglichkeiten mehr oder weniger verworfen. Die Möglichkeit, dass es sich tatsächlich um das Wirken außerirdischer Intelligenz handeln könnte, wurde aber gar nicht thematisiert. Das hat inzwischen Tradition. Warum allerdings gibt es diesen blinden Fleck? Logisch begründbar ist er jedenfalls nicht. Im Gegenteil, denn eigentlich sind die Außerirdischen-Skeptiker in einem Rechtfertigungsdilemma.

Wie verbreitet Lebensentstehung auf anderen Planeten (unter guten Bedingungen wie auf der Erde) ist, wissen wir nicht. Aber manches deutet darauf hin, dass Leben fast eine Zwangsläufigkeit sein könnte. Dass sich aus dem Leben auch intelligentes Leben nach menschlichem Strickmuster entwickelt, wird vermutlich seltener passieren. Doch selbst, wenn die Wahrscheinlichkeiten dafür schlicht nicht zu berechnen sind, ist die Zahl der potenziell intelligenztragenden Planeten so gewaltig, dass es extrem unwahrscheinlich wäre, wären wir die einzigen. Es ist einfach eine Frage der Zahlen. Außerirdische Intelligenzen sind möglich.

S.G.

Sven Grünewald ist seit sechs Jahren Chefredakteur des RegJo-Magazins. Seine Interessen sind hauptsächlich politischer und wissenschaftlicher Natur, aber einer guten Diskussion oder der Befassung mit vielen anderen, auch manchmal auf den ersten Blick abwegig anmutenden Themen geht er nicht aus dem Weg.

 

RegJo

RegJo ist das Regionalmagazin für die Region Südniedersachsen. Seit 18 Jahren nimmt es quartalsweise die Landkreise Northeim, Osterode, Holzminden, Göttingen sowie die Stadt Göttingen in den Blick. Die Themen sind vielfältig: Wirtschaft, Soziales, Politik, Wissenschaft – zwar mit regionalem Schwerpunkt, aber oft genug auch weit darüber hinaus. Den Machern ist insbesondere eines wichtig: die Anschaulichkeit. Daher finden sich im Magazin anspruchsvolle Fotostrecken, um Themen und Region überzeugend zu illustrieren. Seit September 2014 sind Litlog und RegJo Medienpartner.

 
 
Jetzt kann, ja muss man diesen Umstand weiterdenken. Das Universum ist nach aktuellem Wissensstand etwa 13,7 Milliarden Jahre alt. Die Erde gibt es seit etwa vier Milliarden Jahren, Leben darauf ist mit den ersten mehrzelligen Fossilien vor etwa 600 Mio. Jahren nachgewiesen, aber vermutlich deutlich älter. Homo Sapiens gibt es nach Mainstream-Vorstellungen seit vielleicht 300.000 Jahren und erst seit 400 Jahren kann man von einer forcierten, kontinuierlich technisierten Zivilisation sprechen, die den Sprung in den Weltraum geschafft hat. Das heißt: Die Wahrscheinlichkeit, dass Zivilisationen auf anderen Planeten deutlich älter als der Mensch sind, ist hoch.

Was sind 400 Jahre nach kosmischen Maßstäben? Nichts. Was bedeuten 400 Jahre für technischen Fortschritt? Sehr viel. Wie wird unser technisches und wissenschaftliches Know-how in 100 Jahren aussehen? Keiner weiß es. Dazu muss man sich nur die Wissensexplosion der letzten 100 Jahre anschauen. In einem allerdings kann man sicher sein: Ein Ende der technisch-wissenschaftlichen Weiterentwicklung haben wir noch lange nicht erreicht. Wie viel weiter können außerirdische Zivilisationen sein, die einen Vorsprung von Jahrtausenden oder weit mehr haben? Das ist die eine Seite, die der statistisch plausiblen und logischen Erkenntnis. Bis hierhin widerspricht vermutlich kaum jemand diesen theoretischen Betrachtungen.

Falls »sie« aber existieren und »sie« viel weiter sind, könnten »sie« daher auch genauso gut hergekommen sein. Das ist nur eine weitere simple logische Konsequenz. Aus Skeptikerkreisen wird hier allerdings argumentiert, dass »sie« ja ganz offenkundig nicht hier sind oder waren – sie also nicht formal ihre Präsenz den Erdlingen mitgeteilt haben, nicht in einem Dialog mit uns stehen, nicht sichtbar sind – weil es keinen 100% unanfechtbaren Beweis ihrer Existenz gibt. Das allerdings hängt entscheidend davon ab, was man denn als überzeugendes Indiz ihrer Anwesenheit akzeptieren will.

Denn es gibt da noch die andere Seite, die der realen UFO-Beobachtungen, und der wird konsequent eine seriöse und offene Auseinandersetzung verweigert. Dass die Erde tatsächlich kontinuierlich von außerirdischen Intelligenzen besucht und beobachtet wird, wird gar nicht erst als reale Möglichkeit in Betracht gezogen, geschweige denn als die wahrscheinlichere Erklärung für manche UFO-Phänomene nach Faktenabwägung akzeptiert. Denn es mag außerirdische Intelligenzen zwar sehr wohl »da draußen« geben, aber eben nur weit weg. Keinesfalls sind sie schon längst hier (gewesen). Das Argument ist schlicht: »Ja, auch wenn es da draußen Intelligenzen gibt, sind diese viel zu weit weg, um in absehbarer Zeit herzukommen.« Überlichtgeschwindigkeit? Geht nicht – sagt der aktuelle Wissensstand. Wurmlöcher? Theoretisch ja vielleicht, aber … Andere exotische Ideen? Haben wir nicht, aber …

Zu dieser Geisteshaltung mal einen kleinen Perspektivwechsel: Wenn man heute zum Volk der Sentinelesen auf der Inselgruppe der Andamanen, das keinen Kontakt mit der »Zivilisation« hat, käme (vorausgesetzt, sie würden einen nicht gleich erschießen) und ihnen erzählte: Ihr könnt Fluggeräte bauen und damit wie die Vögel über den Ozean gleiten – dann würde ein Stammesangehöriger vielleicht auf eine Palme klettern, zwei Palmblätter festhalten, flattern und zu Boden trudeln mit dem schnippischen Kommentar: »Mensch kann mit Hilfsmitteln nicht fliegen. Ist doch offensichtlich.« Von seinem technisch begrenzten Verständnis aus betrachtet hat er nicht Unrecht. Wir allerdings würden den Kopf schütteln.

So seriös kann einem das oben genannte »technische« Argument vorkommen. Der kluge Kopf von heute ist aber immer der Narr der Zukunft, der ob seines defizitären Wissens belächelt wird. Natürlich – Prognosen darüber, was noch an Wissen und Technik kommen wird, sind per Definition unmöglich. Doch der Umkehrschluss, dass man heute bereits die Grenze des Wiss- und Machbaren erreicht hat, ist es genauso. Das heute Mögliche war früher unmöglich – bis man den entscheidenden Trick herausfand. Früher oder später hat sich die Lösung eines jeden technischen Problems nur als eine Frage der Zeit erwiesen.

Seit 1947 gibt es den Begriff »Fliegende Unterasse« – so oder ähnlich stellt man sie sich gemeinhin vor. Bei den UFO-Sichtungen weltweit kehren bestimmte Formentypen immer wieder, unter anderem der Untertassentyp.

Es ist daher ziemlich offensichtlich ignorant zu sagen: Es mag »sie« geben, »sie« können aber nicht herkommen, weil wir es uns aktuell nicht vorstellen können. Man argumentiert mit einer Unmöglichkeit, die man nicht belegen kann. Die umgekehrte Aussage: Ja, Außerirdische könnten bereits zur Erde gekommen sein, ist hingegen möglich. Für diese Möglichkeit sprächen sogar starke Indizien, wenn man die unerklärbaren UFO-Fälle vorurteilsfrei unter dem Gesichtspunkt »Außerirdische« betrachten und abwägen würde. Die unerklärbaren UFO-Fälle könnten dann sozusagen in den Rang eines Belegs für die Theorie »außerirdischer Besuch« aufrücken. Allein, es begegnet einem immer ein argumentatives Paradoxon. Außerirdischen- Skeptiker sagen im Endeffekt: Wir haben keinen Beweis für Außerirdische. Aber statt UFOs auch unter deren Existenzmöglichkeit zu betrachten, wird der Eindruck vermittelt, dass aufgrund des Mangels an Beweisen nur eine irdische Erklärung in Frage kommt, selbst wenn man keine Erklärung liefern kann. In dem Maße jedoch, in dem man Außerirdische gar nicht als Erklärung zulässt, ist natürlich auch nie ein Indiz für Außerirdische zu finden.

Dass die Erklärung für den Einzelfall aber immer eine Frage des Abwägens ist – und zwar aller Möglichkeiten, scheint den Skeptikern zu entgehen. Denn in dem Moment, in dem Außerirdische möglich sind, kommen sie auch als Erklärung für UFO-Beobachtungen in Frage. Das heißt, für eine UFO-Beobachtung muss man sich fragen: Was wurde beobachtet (visuell)? Was für Daten wurden registriert (Radar, elektromagnetische Auswirkungen auf Bordelektronik)? Passt das Beobachtete zu irdischen Phänomenen? Und wenn man einen irdischen Ursprung ausschließen kann – dann muss es etwas anderes gewesen sein. Ganz nach Sherlock Holmes: »Wenn Du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das, was übrig bleibt, die Wahrheit, wie unwahrscheinlich sie auch ist«. Dann kann es also auch der Außerirdische mit seinem Spacejet gewesen sein. Im Übrigen könnte der Außerirdische auch genauso gut für Phänomene verantwortlich sein, die man sehr wohl mit irdischen Phänomenen erklären kann – aber das nur als logische Randnotiz.

Hochkarätige Zeugen

Wenn es UFO-Fälle einmal in die Massenmedien schaffen, dann gewinnt man leicht den Eindruck, dass es sich um seltene Einzelfälle, geltungssüchtige Beobachter oder verwackelte, unscharfe Kameraaufnahmen handelt. Die gibt es sicher, aber jenseits davon existieren die eingangs genannten zahllosen Fälle, die sehr gut dokumentiert und sehr »mysteriös« sind. Und das sind diejenigen, um die es geht. Neben bemerkenswerten Einzelfällen sind in den USA vor allem das Disclosure Project (2001), die Konferenz von Gouverneur Fife Symington (2007) sowie das Citizen Hearing on Disclosure (2013) zu erwähnen. Hier haben zahlreiche Augenzeugen aus überwiegend Militär und Geheimdienst ihre Kontakte und Erfahrungen mit dem UFO-Phänomen öffentlich gemacht. Das sind hochkarätige Zeugen, doch ein öffentlicher geschweige denn politischer Impakt bleibt aus. Oder, wie es ein hoher Offizier ausgedrückt hat: »I was mentally fit to carry nukes. But i was not mentally fit to see an UFO«. Diese Menschen berichten von ihren Erfahrungen teils unter großem persönlichen Risiko, denn das gesellschaftliche Klima straft Menschen mit UFO-Erfahrungen für gewöhnlich mit persönlicher Diskreditierung. Kaum einer dieser Zeugen hatte einen Vorteil durch das Öffentlichmachen.

Auf europäischer Seite sticht der französische COMETA-Report (1999) heraus. UFOs und Verteidigung: Worauf sollten wir uns vorbereiten? ist der übertitelt, verfasst wurde er von Kreisen des Militärs. Frankreich unterhält auch eine UFO-Untersuchungsbehörde. Einer der Schlüsselsätze: »UFOs demonstrieren die beinahe sichere physikalische Realität von vollständig unbekannten Flugobjekten mit bemerkenswerten Flugeigenschaften und Lautlosigkeit, die offensichtlich von intelligenten Wesen gesteuert wird«. Während man in vielen anderen Ländern vergleichsweise offen mit dem Thema UFOs umgeht und staatliche Organisationen gründet, die sich mit der Erforschung des UFO-Phänomens befassen, ist Deutschland hingegen ein schwarzes Loch. Selbst ein vom Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages für eine Abgeordnete angefertigte Abhandlung über die Umsetzung der UN-Resolution 33/426 (von 1978, die das Ziel einer Erforschung des UFO-Phänomens formulierte) in Deutschland wird nicht freigegeben – darum ist ein bizarres juristisches Tauziehen entstanden.

Außerirdische sind fester Bestandteil der Populärkultur. Vielleicht trägt der fiktionale Kontext, in dem uns die »Aliens« präsentiert werden, dazu bei, dass es so schwer fällt, das Phänomen ernst zu nehmen.

Bei der Menge an hochkarätigen Zeugen und an sehr gut durch verschiedene Quellen und Daten gesicherten UFO-Beobachtungen steht die Realität von technischen Fluggeräten, die seit Jahrzehnten(!) bis heute unerreichte technische Eigenschaften aufweisen sowie intelligentes Interaktionsverhalten zeigen – eigentlich außer Frage.

Das erlaubt im Übrigen auch einen interessanten historischen Exkurs. Denn Beschreibungen von Himmelsphänomenen, die verblüffend heutigen UFO-Beschreibungen ähneln, gibt es bereits seit dem pharaonischen Ägypten. Und es gibt weltweit zahllose Artefakte und Felszeichnungen, die man ohne Probleme auch als »außerirdische Besucher« interpretieren kann. Die Außerirdischen-Hypothese wird von der seriösen universitären Wissenschaft natürlich gar nicht erst in Erwägung gezogen, obwohl dafür die gleichen Rahmenbedingungen herrschen wie für heute: Wenn Außerirdische heute möglich sind, dann waren sie das auch vor 2.000 oder 10.000 Jahren. Aber wenn außerirdische UFOs für Militärs und zivile Luftfahrtorganisationen existieren, dann muss das offenbar noch lange nicht für Wissenschaftler gelten…

Für den Umstand, dass die Existenz Außerirdischer auf dem Planeten Erde nicht als Möglichkeit öffentlich, wissenschaftlich, politisch akzeptiert und diskutiert wird, gibt es keine vernünftige Begründung. Der Gedanke mag einem verständlicherweise nicht gefallen, dass wir beobachtet werden. Der Gedanke, dass uns eine Kontaktaufnahme nicht möglich ist oder von »ihnen« nicht gesucht wird, mag irritieren. Die Hilflosigkeit beim Militär mag für Besorgnis sorgen. Und für die Wissenschaft ist es immer schwierig, wenn das Beobachtungsobjekt nicht greifbar ist. Aber das sind alles sehr subjektive Reaktionsmuster, nur keine rationalen Argumente, sich nicht offen mit dem Thema auseinanderzusetzen. Auch die Frage, wenn »sie« denn da sind, warum »sie« dann keinen »offiziellen« Kontakt aufnehmen, ist – als Argument – einigermaßen müßig.

Man könnte sich fragen: Sind wir reif? Man kann sich fragen, ob nicht das wesentliche Element menschlicher Zivilisation, der Egoismus, zu Lasten des Gemeinwesens und des Nachbarn geht. Krieg ist nach wie vor gängiges Mittel der Durchsetzung nationalstaatlicher Interessen. Der Mensch ist damit in seiner kollektiven Organisationsform »Gesellschaft« ein aggressives, ausbeuterisches Wesen, dem Ethik und die Entfaltungschancen des Individuums ziemlich egal sind, wenn’s ums Geld geht. Mensch, der Atomwaffen besitzt und auch schon eingesetzt hat. Er ist ein Wesen, das einfältig genug ist, ohne Not nuklearen Müll in Ozeanen und unsicheren Erdlagerstätten zu versenken und damit für Jahrmillionen die eigene Lebensumwelt zu vergiften. Und er ist ein Wesen von beharrlicher Ignoranz, das mit dem Treibhauseffekt an dem Ast herumsägt, auf dem es sitzt. Ob so eine Gesellschaft gegenwärtig für geeignet gehalten werden kann, in den Kreis höher entwickelter Zivilisationen aufgenommen zu werden? Und selbst diese Betrachtung setzt voraus, dass »die da oben« viel »edlere« Ziele verfolgen.

Letztlich sind solche Spekulationen zwar eine kurzweilige Beschäftigung, aber solange kein außerirdischer Gesprächspartner da ist, den man mit Fragen löchern kann, muss man das Verhaltensmuster von UFOs nun einmal so nehmen wie es ist: in jeder Hinsicht ausweichend. Die Möglichkeit, die Motivation hinter diesem Verhalten zu erklären, besteht nicht. Das ändert aber nichts an der beobachtbaren Realität.

UFOs haben mit einem eklatanten Wahrnehmungsproblem zu kämpfen. Aber nicht diejenigen, die UFO-Sichtungen melden, haben ein Wahrnehmungsproblem, sondern diejenigen Skeptiker, die sich nicht offen mit der Möglichkeit außerirdischer Intelligenzen auf Planet Erde auseinandersetzen. Leider dominieren diese jedoch das gesellschaftliche Klima. Eine offene Diskussion wäre jedoch deutlich angebrachter. Auch wenn der Außerirdische trotz regelmäßiger Sichtung unerreichbar bleibt (außer er stürzt ab), ist das kein Hindernis, seine Existenz und Präsenz als wahrscheinlich einzuräumen. Unsere Wissensgesellschaft neigt jedoch dazu, sich immer nur auf das sicher Beweisbare zurückzuziehen, denn sonst droht die Gefahr, sich der Lächerlichkeit preiszugeben. Für die ehrliche Unsicherheit »Ja, es gibt sehr wahrscheinlich Außerirdische, aber wir können sie nicht erreichen« scheint es keinen Platz zu geben. Dabei machen sich diejenigen lächerlich, die Außerirdische wie einen Witz behandeln – und nicht diejenigen, die das Thema ernst nehmen.

Weiter lesen

Die deutsche Sektion der Gesellschaft zur Untersuchung von anomalen atmosphärischen und Radar-Phänomenen versammelt einige lesenswerte Beiträge und UFO-Falldatenbank für Deutschland.



Metaebene
 Autor*in:
 Veröffentlicht am 27. November 2014
 Kategorie: Misc.
 © Polygo/Katharina Schneider (Skizzen schwarz-weiß) / Polygo/Edita Karpinski (Artikelbild) / Ulf Seemann (Porträt)
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