Nach über anderthalb Jahren darf das Theater im OP in seinen sanierten Saal im Käte-Hamburger-Weg zurückkehren. ThOP-Mitglied René Anders blickt auf eine stationenreiche Zeit des unfreiwilligen »Wandertheater«-Daseins zurück und freut sich auf die kommende Premiere am Freitag, die gleichzeitig die Wiedereröffnung der Spielstätte ist.
Von René Anders
Das Theater im OP ist ein fester Bestandteil der Georg-August-Universität und der Kulturszene Göttingens. Seit über 30 Jahren werden in dem ehemaligen Schauoperationssaal klassische wie moderne Stücke von Studierenden und anderen Theaterliebhabern auf die Bühne gebracht. Das änderte sich im Juni 2014, als das ThOP gerade inmitten der Planung für die 30-Jahr-Feier steckte.
Zunächst bekam das ThOP Unterstützung durch das Deutsche Theater Göttingen und die Raumvergabe der Uni, jeweils eine Produktion konnte in das DT-2 und die Aula am Waldweg verlegt werden. Danach wurden die Produktionen – vom ThOP aus gesehen – eine Etage tiefer gelegt. Passend zur Lage des ThOP-Saals fanden Aufführungen in der Notaufnahme (dem Probenraum des ThOP) statt. Als auch diese gesperrt werden musste, war das Theater mit einem Mal obdachlos und die RegisseurInnen mussten sich nach anderen Spielorten umschauen. So inszenierte das ThOP seine Stücke vermehrt in der Aula am Waldweg und im ehemaligen Universitätsarchiv im Heinrich-Düker-Weg. Letztlich gab es weitere Kooperationen mit dem DT und auch mit dem [d.o.t.s] im Börnerviertel. Von Uniräumen über Kneipen und weiteren Theatersälen ist das ThOP also anderthalb Jahre lang umhergezogen.
Diese Zeit war nicht nur organisatorisch schwer zu meistern. Verschiedene Aufführungsorte bargen schwer kalkulierbare Transportkosten, verbunden mit kreativen Einschränkungen, einem schwankenden Sitzangebot (das von 20 bis 160 Zuschauern reichte) und vor allem dem Verlust der typischen ThOP-Atmosphäre. Diese lockt seit über 30 Jahren verlässlich ein großes Publikum ins Haus. Seit 1985 bespielt das ThOP seinen namensgebenden Saal. Und dass dieser nun fehlte, merkten nicht nur die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, sondern auch die ZuschauerInnen. Im Gästebuch der ThOP-Homepage lässt sich lesen: »Das Stück war Klasse, aber die Aula geht gar nicht. Das hat keinen Flair…. Macht bitte euer Dach wieder dicht…« Das ThOP ist unmittelbar mit seinem Saal verbunden, was während der Zeit ohne Heimspielstätte überdeutlich wurde.
Back in the saddleDass der Saal nun seit Oktober 2014 nicht mehr genutzt werden konnte, bedeutete auch, dass mehrere Generationen von Erstsemester-Studierenden das ThOP nicht mit seinem Saal in Verbindung bringen konnten. Der atmosphärische ThOP-Vorstellungsabend musste für ganze vier Semester in die unwirtlichen Räume des Zentralen Hörsaalgebäudes (ZHG) der Uni verlegt werden. Die Veranstaltung findet in jedem Semester statt, um neue Studierende zu informieren, inwieweit sie beim ThOP mitwirken und sich ihr Engagement für ihr Studium anrechnen lassen können. Dieser Erstkontakt ist für beide Seiten wichtig: Das ThOP hat die Möglichkeit, zum einen auf sich und zum anderen auf das vielfältige Angebot im Bereich der Schlüsselqualifikationen aufmerksam zu machen, Studierenden werden wichtige Impulse gesetzt, sich schon früh praktisch auszuprobieren. Dass das Gebäude mit seinem Charme einen Großteil zur Überzeugungsarbeit beiträgt, ist allen bewusst.
Umso erleichterter waren die MitarbeiterInnen des ThOP, als dann schließlich die langersehnte Heimkehr in den ehemaligen Schauoperationssaal abzusehen war. Inzwischen sind die Arbeiten im Saal abgeschlossen und sogar die Bühne konnte wieder an ihren Platz gehievt werden. Lediglich Arbeiten an der Außenfläche sind noch zu erledigen, diese sollten den Spielbetrieb aber nicht weiter behindern.
Damit kann das ThOP nach langer Reise ab dem 15. April die Pforten für die Premiere des Stückes Ein Bericht für eine Akademie – Kaffka endlich wieder öffnen. Dieses von Klaus Berg konzipierte und inszenierte Stück handelt von dem Schauspieler Georg Ortner, der sein Geld damit verdient, durch die Aulen und Turnhallen der deutschen Schullandschaft zu touren und Einpersonen-Stücke von Kafka zum Besten zu geben. Ortner ist eigentlich kein Freund von Schulvorstellungen, aber er ist Profi genug, dem mal mehr mal weniger interessierten Publikum sein Talent zu präsentieren.
Es ist fast schon Ironie des Schicksals, dass das ThOP mit einem Stück den Wiedereinzug in seine alte Heimat feiert, das von einem umhertourenden Darsteller handelt. Die Zeiten des Wandertheaters sind endgültig vorüber.
Dieser Bericht erschien zuerst im Göttinger Tageblatt.